PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die schwächelnde Wall Street und der anziehende Euro haben die meisten Aktienmärkte Europas am Dienstag nach unten gezogen. Eine starke Gemeinschaftswährung kann die Exportchancen hiesiger Unternehmen verringern. Der Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) beendete eine sechstägige Gewinnserie und fiel um 0,94 Prozent auf 3397,35 Punkte.
In Paris verlor der französische CAC-40 (CAC 40) 0,64 Prozent auf 5242,79 Punkte. Der britische FTSE 100 (GB0001383545) büßte 1,05 Prozent auf 7138,78 Punkte ein.
Die überraschende Ablösung des US-Außenministers Rex Tillerson durch Präsident Donald Trump hatte die Anleger dies- und jenseits des Atlantiks verschreckt. Nachfolger Tillersons wird der derzeitige CIA-Direktor Mike Pompeo. Dieser gilt als stramm konservativ und liegt ganz auf Trumps harter Linie, was den Iran und Nordkorea angeht - zwei geopolitische Krisenherde, die die Finanzmärkte immer wieder belasten können. Die Nachricht setzte den US-Dollar zusätzlich unter Druck, im Gegenzug stieg der Euro (EU0009652759) weiter.
Aus Branchensicht verzeichneten Aktien von Telekommunikationsunternehmen (STOXX Europe 600 Telecom) mit minus 1,61 Prozent die größten Verluste. Auch fast alle anderen Sektoren gaben nach. Lediglich die Papiere der Minenbetreiber und Bergbauunternehmen (Stoxx 600 Basic Resources PR) legten zu, und zwar um 0,17 Prozent.
Zu den wenigen Gewinnern am Markt gehörten auch die Aktien von Total (9:TOTF) mit plus 0,60 Prozent. Analystin Lydia Rainforth von der britischen Großbank Barclays (LON:BARC) verwies auf umfangreiche Restrukturierungs- und Kostenoptimierungsprogramme nationaler Ölkonzerne im Nahen Osten. Total sollte davon wegen der intensiven Beziehungen dorthin besonders profitieren. Anteilsscheine des Wettbewerbers Eni (6:ENI) stiegen im Kielwasser dessen um ebenfalls 0,60 Prozent und die Enel-Papiere (6:ENEI) verteuerten sich um 0,77 Prozent.
Die Anteilsscheine des Stahlherstellers ArcelorMittal , der noch vor dem Handelsstart ein Aktienrückkaufprogramm angekündigt hatte, gewannen an der Spitze des französischen Leitindex rund 1 Prozent. Der Rückkauf muss nun nur noch von der Hauptversammlung im Mai bestätigt werden.
In Großbritannien stand weiter das Übernahmevorhaben des Industriekonzerns Melrose (3:MRON) im Blick. Die höhere Offerte für den Komponentenhersteller GKN (3:GKN) war am Tag zuvor von dessen Management erneut abgewiesen worden. Nach zwischenzeitlichen Kursverlusten erholten sich Melrose-Papiere nun um knapp 1 Prozent, GKN machten ihre Vortagesverluste fast komplett wett und gewannen mehr als 1 Prozent.
Bester Wert im Schweizer Leitindex SMI (SMI) waren die Papiere von Geberit (5:GEBN) mit einem Minus von lediglich 0,28 Prozent. Der Sanitärtechnik-Konzern hatte 2017 zwar einen Gewinnrückgang verzeichnet, zeigte sich jedoch für 2018 zuversichtlich und hob die Dividende an. Händler sprachen von "soliden Zahlen".