FRANKFURT (dpa-AFX) - Der anziehende Euro hat am Donnerstag die Aufwärtsbewegung am deutschen Aktienmarkt empfindlich gebremst. Der Dax (DAX) lag gegen Mittag nur noch mit 0,13 Prozent im Plus bei 11 536,13 Punkten, nachdem er im frühen Handel - auch dank starker Daimler-Zahlen - um fast ein Prozent zugelegt hatte.
Für den MDax (MDAX) mittelgroßer Werte ging es um 0,04 Prozent auf 20 834,098 Punkte nach oben. Der TecDax (TecDAX) gewann hingegen stärker an Wert. Zuletzt stand der Technologiewerte-Index 0,69 Prozent höher bei 1815,05 Zählern. Der Eurozone-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) rückte um 0,12 Prozent vor.
Analyst Jens Klatt von DailyFX sah als Hauptgrund für die Ernüchterung beim Dax den Lauf des Euro zurück zur Marke von 1,10 US-Dollar. Die europäische Gemeinschaftswährung habe von der Zustimmung des Athener Parlaments zum zweiten Reformpaket profitiert, das Voraussetzung für die Verhandlungen Griechenlands mit den Gläubigern über ein drittes Rettungspaket sei. "Allerdings bin ich weiter davon überzegt, dass wir im DAX zeitnah eine erneute Attacke auf die psychologisch spannende 12 000er-Marke zu sehen bekommen. Das ruhige, sommerliche Marktumfeld bietet sich hierfür schlicht an", sagte Klatt.
BERG- UND TALFAHRT BEI DAIMLER NACH ZAHLEN
Aus Unternehmenssicht lag der Fokus auf der Quartalsberichtssaison. Überraschend vorgelegte Eckdaten des Spezialchemiekonzerns Lanxess (XETRA:LXSG) für das zweite Quartal katapultierten die Aktie in der Spitze auf 56,50 Euro nach oben - den höchsten Stand seit April 2014. Zuletzt blieb ein Plus von gut 2 Prozent übrig. Die Ergebnisse liegen Lanxess zufolge über den Markterwartungen, was Börsianer bestätigten. Die Aktie habe sich allerdings bereits gut entwickelt - nicht zuletzt aufgrund der Spekulationen auf eine positive Überraschung, warnte ein Händler. Die Anfangseuphorie könnte also recht schnell verfliegen.
Daimler-Aktien (XETRA:DAIGn) notierten zuletzt nur noch 0,37 Prozent fester, nachdem sie anfangs um fast 3 Prozent nach oben geschnellt waren. Der Autobauer habe eine deutlich höhere Profitabilität im Pkw-Geschäft ausgewiesen als erwartet, sagte ein Händler. Der Umsatz kletterte im zweiten Quartal um 19 Prozent, Experten hatten ein Erlösplus von knapp 16 Prozent erwartet. Noch stärker schnitten die Stuttgarter beim bereinigten operativen Gewinn (Ebit) ab. Dieser stieg um 54 Prozent, während der Markt ein Wachstum um lediglich ein Drittel prognostiziert hatte.
An der Dax-Spitze standen die Titel von Infineon (XETRA:IFXGn) mit plus 2,62 Prozent, die am Vortag von enttäuschenden Zahlen amerikanischer Technologieunternehmen deutlich nach unten gezogen worden waren.
SOFTWARE AG SPITZENREITER IM TECDAX
Die Aktien der Software AG (XETRA:SOWG) reagierten mit einem Plus von 8,51 Prozent auf die Bekanntgabe aktueller Geschäftszahlen. Der Softwareanbieter schnitt bei Umsatz und bereinigtem operativen Ergebnis (Ebita) im zweiten Quartal besser als vom Markt erwartet ab. Die Lizenzerlöse mit Integrationssoftware (DBP) legten dynamisch zu, auch das Wartungsgeschäft zeigte sich robust. Unterm Strich stieg der Gewinn um 40 Prozent. Die Kennziffern der Darmstädter sollten gut genug sein, um den Papieren einen Schub nach oben zu geben, kommentierte ein Händler in einer ersten Reaktion am Morgen.
Stark gefragt waren auch die Anteilsscheine von Adva Optical (ETR:ADV), die sich zuletzt um 2,27 Prozent verteuerten. Der Telekomausrüster hat im zweiten Quartal vor allem dank einer hohen Nachfrage in Europa deutlich mehr umgesetzt und verdient. Der Erlös stieg um knapp 29 Prozent auf einen Rekordwert. Das um Sondereffekte bereinigte Betriebsergebnis kletterte auf 7,7 (Vorjahr: 0,4) Millionen Euro. Ein Händler lobte jedoch vor allem den sehr positiven Ausblick der Martinsrieder.
MTU AM MDAX-ENDE NACH QUARTALSZAHLEN
Dagegen fand der Quartalsbericht des Triebwerkherstellers MTU (XETRA:MTX) bei den Anlegern wenig Gnade: Die Papiere verloren am MDax-Ende 3,47 Prozent. Die Anteilscheine von LPKF Laser (XETRA:LPKG) profitierten von einem positiven Analystenkommentar und verteuerten sich um 2,73 Prozent. Auch Aktien des Kupferproduzenten Aurubis (ETR:NDA) zogen nach einer Empfehlung der Analysten von Goldman Sachs deutlich an und zeigten sich zuletzt 4,36 Prozent wertvoller als zu Handelsende am Donnerstag.