FRANKFURT (dpa-AFX) - Vor dem US-Arbeitsmarktbericht hat sich der Dax (DAX) am Freitag dem positiven Trend an Asiens Börsen angeschlossen. "Der schwächelnde Euro hilft ebenfalls, und wohl auch das recht geringe Handelsvolumen", sagte ein Händler. Bis zur Mittagszeit gewann der deutsche Leitindex 0,50 Prozent auf 10 259,21 Punkte, bleibt damit auf Wochensicht aber noch leicht im Minus.
Für den MDax (MDAX) ging es um 0,29 Prozent auf 20 762,43 Zähler hoch und der TecDax (TecDAX) stieg um 0,92 Prozent auf 1713,68 Punkte. Um 0,39 Prozent legte der Leitindex der Eurozone, der EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50), zu. Der Kurs des Euro (FX1:EURUS) sank auf 1,1141 US-Dollar.
ANLEGER BLEIBEN WEITER VORSICHTIG
Zumindest bis zur Bekanntgabe der US-Jobdaten für den Monat Mai dürften die Anleger vorsichtig bleiben, da diese Daten als richtungsweisend für die Leitzinspolitik der Federal Reserve (Fed) gelten. Also "ein echtes Datenschwergewicht", bringt es Commerzbank-Expertin Esther Reichelt auf den Punkt. Im Verlauf des Juni allerdings steht dann die Fed-Sitzung selbst auf der Agenda und zudem auch noch die Abstimmung in Großbritannien über ein Ausscheiden aus der Europäischen Union (Brexit), so dass der Handel schwankungsanfällig bleiben dürfte.
Mit Blick auf die Arbeitsmarktdaten verweist Commerzbank-Expertin Reichelt daher darauf, dass allgemein eine erste Zinsanhebung in diesem Jahr frühestens im Juli erwartet werde. Zumal das Bild für den Mai von streikbedingten Sondereffekten verzerrt worden sein dürfte.
STUDIEN TREIBEN RWE UND EUROSHOP NACH OBEN
Die größten Kursbewegungen wurden an diesem Tag von Analystenempfehlungen ausgelöst. So sprangen im Dax die Papiere von RWE (XETRA:RWEG) mit einem Plus von knapp 6 Prozent an die Spitze, nachdem die US-Bank Bank of America/Merrill Lynch das Papier des Essener Versorgers auf "Buy" hochgestuft hat. Analyst Peter Bisztyga berücksichtigt nun höhere Strompreise in Deutschland sowie eine vom Essener Versorger prognostizierte geringere Steuerrate. Daher hob er seine Gewinnschätzungen von 2017 bis 2019 an und traut der Aktie eine Kurssteigerung von bis zu 45 Prozent zu. Eon (DE:EONGn) (ETR:EOAN) wurden von der sehr freundlichen Stimmung für RWE mitgerissen und gewannen knapp zweieinhalb Prozent.
Im MDax nahmen die Papiere der Deutschen Euroshop (XETRA:DEQGn) mit plus 3 Prozent den Spitzenplatz ein. HSBC-Analyst Thomas Martin sieht noch reichlich Bewertungspotenzial nach oben für das Immobilien-Portfolio des auf Einkaufszentren spezialisieren Unternehmens. Allerdings seien weitere Zukäufe nötig, um wieder auf die alten Wachstumsquoten zu erreichen und die Aufmerksamkeit der Investoren zurückzugewinnen.
Die Bayer-Aktien (ETR:BAYN) stiegen um 1,54 Prozent. Für die angepeilte Übernahme des US-Saatgutherstellers Monsanto (NYSE:MON) (ETR:MOO) hat sich der Pharma- und Chemiekonzern Kreisen zufolge eine Riesenfinanzierung gesichert. Fünf Banken würden insgesamt etwa 63 Milliarden US-Dollar zur Verfügung stellen, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Donnerstagabend unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen.
GEWINN DER BILFINGER-AKTIE WEGGEBRÖCKELT
Im MDax gaben die Anteilsscheine von Bilfinger (XETRA:GBFG) ihre Vortagesgewinne wieder komplett ab. Am Index-Ende büßten sie rund 5 Prozent ein. Bilfinger hatte am Donnerstag den Verkauf seiner Sparte für Bau- und Gebäudedienstleistungen bekannt gegeben. Laut Commerzbank-Analyst Norbert Kretlow ist es die gedämpfte Hoffnung auf eine Sonderdividende, die die Anlegerstimmung kurzfristig negativ beeinflusst. Insgesamt gibt er sich aber von der Restrukturierungsstory des Konzerns überzeugt.
Die Papiere des Geldautomatenherstellers Wincor Nixdorf (XETRA:WING) im MDax verloren rund 1 Prozent, während die des Autozulieferers Schaeffler (ETR:SHA) im SDax (SDAX) minimal stiegen. Die Deutsche Börse (DE:DB1Gn) dürfte an diesem Abend den Platztausch der beiden für den 20. Juni bekannt geben. Wegen der fortschreitenden Übernahme von Wincor Nixdorf durch den US-Geldautomatenhersteller Diebold erfüllt das Paderborner Unternehmen nicht mehr alle erforderlichen Kriterien für einen Mdax-Verbleib.