PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die Börsen Europas haben sich am Donnerstag nach anfänglicher Schwäche etwas erholt. Einige drehten sogar in die Gewinnzone. Ein weiterhin starker Euro sowie negative Vorgaben aus Übersee hatten zunächst belastet. Auftrieb kam dann am späteren Vormittag unter anderem von überraschend gestiegenen Umsätzen im Einzelhandel der Euroregion sowie einem deutlichen Ölpreisanstieg. Marktteilnehmer sehen darin ein Signal für die Stärke der Weltkonjunktur.
Der bereits seit dem Vortag schwächelnde EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) erholte sich daraufhin zuletzt nur noch mit 0,09 Prozent im Minus bei 3456,37 Punkten. Der CAC-40 (CAC 40) drehte in Paris ins Plus und gewann 0,16 Prozent auf 5115,28 Zähler. Der britische FTSE 100 (GB0001383545) gewann zuletzt 0,10 Prozent auf 7418,55 Punkte. Die Stimmung britischer Dienstleister hatte sich im Juli überraschend deutlich aufgehellt.
Nun wird im Vereinigten Königreich auf den Leitzinsbeschluss der britischen Notenbank BoE gewartet, wobei aber noch nicht mit eine Zinsanhebung gerechnet wird, sondern vielmehr Signale zum weiteren Kurs der BoE Beachtung finden dürften. Die Zinsen dürften hingegen zunächst weiter auf ihrem Rekordtief von 0,25 Prozent verharren.
Der Euro, der am Vortag erstmals seit Anfang 2015 über 1,19 US-Dollar gestiegen war, fiel zwar wieder über diese Marke, verharrte aber bei zuletzt 1,1848 Dollar dennoch weiter auf einem hohen Niveau. Das kann Export-Güter im Ausland verteuern und auf die Aktien von stark im Export engagierten Unternehmen wie etwa die von Autobauern drücken.
Unternehmensseitig standen die beiden Versicherer Axa in Paris und Aviva (3:AV) in London mit Zahlen im Blick sowie unter den Bankenwerten die Unicredit (MI:CRDI) und die Credit Agricole (9:CAGR). Europas zweitgrößter Versicherer Axa (9:AXAF) profitierte im ersten Halbjahr von seinem Lebens- und Krankenversicherungsgeschäft. Der Gewinn stieg, während Analysten einen leichten Rückgang erwartet hatten. Der Aktie half das jedoch nichts, sie sank um 0,63 Prozent. Avivia steigte ebenfalls ergebnisseitig Stärke und hob zudem die Dividende an, was dem Papier ein Plus von 1,49 Prozent bescherte.
Der radikale Umbau der italienischen Großbank Unicredit zahlte sich weiter aus. Im zweiten Quartal schnitt die Muttergesellschaft der HypoVereinsbank besser ab als erwartet, wozu auch das Privat- und Firmenkundengeschäft in Deutschland beitrug. Die seit geraumer Zeit nicht mehr im Leitindex der Eurozone notierten Anteilsscheine gewannen in Mailand knapp 5 Prozent. Die Papiere der Credit Agricole sanken nach vorgelegter Quartalsbilanz um 0,14 Prozent.
Die Aktien von Next stiegen in London an diesem Tag so stark wie seit mindestens acht Jahren nicht mehr. Der britische Modeeinzelhändler überraschte mit steigenden Umsätzen, wodurch Händlern zufolge Leerverkäufer auf dem falschen Fuß erwischt wurden. Diese hatten sich Next-Aktien nur geliehen in der Hoffnung, sie zu einem späteren Zeitpunkt billiger zurückkaufen zu können. Diese Rechnung ging nun jedoch nicht auf und so sind sie gezwungen, offene Positionen wieder glattzustellen, also die Aktien zu kaufen, um ihre Verluste zu begrenzen.
Die Papiere der Londoner Börse LSE (LON:LSE) gewannen nach vorgelegten Halbjahreszahlen 1,33 Prozent. Sie profitierten von kräftigen Gewinnen und auch besser als erwarteten Umsätzen.