PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die jüngste Verkaufswelle an den europäischen Börsen ist am Montag etwas abgeebbt. Die zuletzt aufgeflammten Konjunktursorgen beeinträchtigten weiter das Interesse der Anleger am Aktienmarkt, immmerhin konnte ein starker deutscher Ifo-Index den Markt aber etwas entlasten. Der EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) stand zuletzt nur noch knapp mit 0,03 Prozent im Minus bei 3304,58 Punkten.
Der jüngste Kursrutsch beim Leitindex der Eurozone hatte am vergangenen Dienstag auf einem erreichten Zwischenhoch seit Oktober begonnen. Da hatte er in der Spitze noch bei 3422 Punkten gestanden, von dem ausgehend er mittlerweile etwa 3,5 Prozent an Wert eingebüßt hat.
An den wichtigsten Länderbörsen verlor der französische Leitindex Cac 40 (CAC 40) am Montag 0,11 Prozent auf 5264,02 Punkte und der britische FTSE 100 fiel ähnlich auf 7198,55 Zähler. In London steht Premierministerin Theresa May angesichts der festgefahrenen Brexit-Debatte vor einer Schicksalswoche. Die britischen Abgeordneten wollen am Montagabend über das weitere Vorgehen diskutieren.
Ohne eine klare Erholunggan den Finanzmärkten bleibt die Stimmung aber weiter angeschlagen, nachdem schwache Anzeichen von konjunktureller Seite zuletzt die Angst der Anleger vor einer Rezession zurückbrachten. Ein besser als erwartet ausgefallenes deutsches Ifo-Geschäftsklima war hier aber immerhin ein Hoffnungsschimmer.
In der Branchenbetrachtung kamen Technologiewerte unter Druck, wie deren Sektorindex Stoxx 600 Technology mit einem Verlust von 0,66 Prozent zeigt. Die Aktien des Chipherstellers STMicroelectronics (9:STM) etwa fielen in Paris um 2 Prozent. Bereits in New York und Asien hatte die Branche geschwächelt.
Die größte Schwäche zeigte aber der Mediensektor mit etwa 1 Prozent Minus. Vor allem im TV-Segment blicken die Anleger hier sorgenvoll nach Cupertino, wo Apple (2:AAPL) am Montag voraussichtlich einen eigenen Video-Streamingdienst vorstellen wird. Damit würde ein weiterer Tech-Riese zum laufenden Umbruch in der Branche beitragen.
Von der positiven Seite zeigten sich derweil die Autowerte, deren Index ein halbes Prozent zulegte. Hier war weiterhin Fusionsfantasie zwischen Fiat Chrysler (6:FCHA) und dem Peugeot-Mutterkonzern PSA (9:PEUP) ein Thema. Intensiviert wurde diese zu Wochenbeginn durch den Fiat-Verwaltungsratschef John Elkann, der in einem Interview seine Bereitschaft signalisierte, einen Zusammenschluss voranzutreiben. Fiat-Titel rückten in Mailand um 3,3 Prozent vor, PSA jedoch lagen in Paris mit 0,6 Prozent im Minus.
In Dublin sorgten die Aktien des Finanzdienstleisters IFG wegen eines Übernahmeangebots mit einem Kurssprung um mehr als 40 Prozent für Aufsehen. Das Unternehmen signalisierte seine Unterstützung für das Gebot des Finanzinverstors Epiris. In London löste ähnliches bei Inmarsat (3:ISA) einen Kurssprung um 8,7 Prozent aus. Die Titel des Satellitenbetreibers profitierten vor einer Offerte der Beteiligungsgesellschaft Apax.
Mit fast 5 Prozent waren in London außerdem die Aktien von Convatec (3:CTEC) ein Gewinner. Der Medizinprodukte-Hersteller hat mit Karim Bitar einen neuen Konzernchef vorgestellt. Daraufhin wurde das Papier von den Experten des Analysehauses Peel Hunt zum Kauf empfohlen.
Ähnliches galt für die Campari-Aktie (6:CPRI), die in Mailand um fast 4 Prozent anzog. Goldman-Sachs-Analyst Mitch Collett sieht in der Aktie des Spirituosenkonzerns eine der vielversprechendsten Wachstumsgeschichten unter den europäischen Konsumgüterwerten - angetrieben von der wichtigsten Marke Aperol. Er empfiehlt die Aktien nun zum Kauf.