von Robert Zach
Investing.com - Am US-amerikanischen Aktienmarkt sind am Dienstag die Kurse eingebrochen. Da half auch nicht mehr die Rallye zum Handelsschluss. Der Grund für die Verluste an der Wall Street ist die Furcht der Anleger vor einem Scheitern der Handelsgespräche zwischen den USA und China.
Der US-Standardindex Dow Jones schloss tiefrot mit 1,79 Prozent oder 472 Punkte im Minus bei 25.966 Zähler. Für den markt breiteren S&P 500 ging es um 1,64 Prozent oder 51 Punkte südwärts auf 2.884 Zähler. Schlimmer sah es nur an der Tech-Börse Nasdaq aus, die um 1,96 Prozent oder 159 Punkte abschmierte.
Aktien von Micron (NASDAQ:MU), Boeing (NYSE:BA) und Caterpillar (NYSE:CAT) sanken um jeweils 4,4 Prozent, 3,8 Prozent, und 2,27 Prozent. Der Flugzeugbauer Boeing brach mit 355 Dollar auf den tiefsten Stand seit Mitte Januar ein.
Für den Philadelphia Semiconductor Index, dem SOX, ging es um 2,42 Prozent auf 1.506,32 Zähler nach unten. Dabei unterschritt der Index, der Werte wie NVIDIA (NASDAQ:NVDA), Qualcomm (NASDAQ:QCOM), AMD (NASDAQ:AMD), Applied Materials (NASDAQ:AMAT) und Intel (NASDAQ:INTC) umfasst, zum ersten Mal seit Anfang März seine 20-Tage-Linie.
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Der US-Handelsbeauftragte Robert Lighthizer sagte am Montag, dass die Trump-Administration plant, die Zölle auf diverse chinesische Importe von 10 auf 25 Prozent am Freitag um 18.01 mitteleuropäischer Zeit zu erhöhen, da China einige seiner früheren Verpflichtungen rückgängig machen will.
Star-Investor und DoubleLine Hedgefonds-Manager Jeffrey Gundlach glaubt mittlerweile, dass US-Präsident Donald Trump seine Drohung wahrmacht und die Strafzölle auf chinesische Einfuhrwaren erhöht. Das werde seiner Meinung nach die ohnehin schon schwachen Aktienmärkte weiter belasten.
Die Spannungen werden zunehmen, so Gundlach. "Die Chance für eine Zollerhöhung auf 25 Prozent sehe ich bei gut 50 Prozent", sagte der Hedgefonds-Manager in einem Interview mit dem TV-Sender CNBC.
Wenn die Zölle wie geplant am Freitag steigen, geht Gundlach davon aus, dass die Wall Street weiter nach unten geht. "Es passiert bereits, glaube ich. Der Markt will offensichtlich keine höheren Zölle sehen, also hat er darauf reagiert", sagte Gundlach. "Wir befinden uns in einem späten Zyklus.... und wer glaubt, die letzten 15 Monate waren ein Bullenmarkt, der irrt."
Lighthizers Aussage "hat die Wahrscheinlichkeit für eine Zollankündigung weiter erhöht", sagte Keith Parker, Stratege bei der Schweizer Großbank UBS (SIX:UBSG), in einer Kundennotiz. Ein ausgewachsener Handelskrieg würde dem globalen Wirtschaftswachstum 45 Basispunkte kosten, während sich Chinas BIP zwischen 1,2 und 1,5 Prozent zurückgehen würde. Die Wahrscheinlichkeit für einen Handelskrieg sei aber nach wie vor gering, so Parker weiter. Der Grund dafür sei, dass die Zölle dieses Mal auch US-Konsumgüter treffen würden.
Der VIX von der CBOE explodierte um etwas mehr 25 Prozent und erreichte den höchsten Stand seit Mitte Januar 2018. Höhere Kurse beim Volatilitätsbarometer signalisieren Angst im Markt. In der Regel führt das zu fallenden Kursen.
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"Das ist eine einzig große Maskerade der Regierung. Sie wollen den Markt auf den schlimmsten Fall vorbereiten, aber ein Handelsabkommen wird wahrscheinlich kommen", sagte Peter Cardillo, Chefökonom bei Spartan Capital Securities. "Ich glaube immer noch daran, dass wir am Freitag eine Art positive Ankündigung sehen werden."
Trotz der jüngsten Drohungen aus den USA will China am Donnerstag und Freitag eine Delegation nach Washington schicken, um eine Lösung im Handelsstreit zu finden. Der stellvertretende Ministerpräsident und Verhandlungsführer Liu He werde bei Beratungen mit von der Partei sein, teilte das chinesische Handelsministerium am Dienstag mit.
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Seine Anwesenheit bei den Gesprächen zur Lösung des Handelskonflikts wäre von großer Wichtigkeit und ein gutes Zeichen dafür, dass ein Handelsdeal zwischen den beiden größten Volkswirtschaften auf der ganzen Welt nach wie vor möglich ist.
Der Chef-Editor der Global Times schrieb in einem Tweet, dass die chinesische Delegation zwar in die USA reisen werde, die Situation "ist seines Wissens aber angespannter, als die westlichen Medien spekulieren. Die Möglichkeit einer Eskalation des Handelskrieges zwischen China und den USA nimmt stark zu".
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