von Robert Zach
Investing.com - Einige Anleger glauben, die Rallye an der Wall Street geht immer so weiter. Andere wiederum sehen die nächste Korrektur im Dow Jones, S&P 500 und Nasdaq auf uns zukommen.
Zu Letzteren zählt Felix Zulauf, Chef des Schweizer Hedgefonds Zulauf Asset Management. Im Herbst 2018 warnte er seine Kunden vor dem Beginn einer "strukturellen Aktienbaisse". Innerhalb eines solchen Zykluses bestünde nur wenig Spielraum auf der Oberseite. Gleiches gilt für die Unterseite, die zunächst durch ausgeprägte Kursverluste auffällt, aber durch die Zentralbanken begrenzt wird, wenn der Aktienmarkt Zeichen für einen Kollaps zeigt.
"Wenn der Markt 20% bis 25% fällt, werden sie (die Zentralbanken) zur Rettung eilen und ihn unterstützen, damit sich der Markt wieder erholt", sagte er damals. "Dann lässt der Effekt allmählich nach und es geht wieder nach unten, aber diesmal tiefer als beim letzten Mal. Das ist ein äußerst schwieriger Markt."
Im Anschluss an seine Warnung ging die Wall Street in die Knie, nur um im neuen Jahr wieder Kurs auf die Rekordhochs zu nehmen. Jetzt legt Zulauf nach und zeichnet ein düsteres Bild von dem, was nun kommen könnte.
In einem Interview auf Financial Sense Blog, sagt Zulauf jetzt, dass er einen Handelsdeal zwischen den USA und China für wahrscheinlich hält, aber jeder bullische Impuls auf den Aktienmarkt werde wahrscheinlich von kurzer Dauer sein. Zwar würde dies die Erwartungen der Analysten erfüllen. Die Anleger dürften aber das Motto "sell on good news" für die ausschlaggebende Verkaufsmotivation ansehen.
Mit Blick auf die Wachstumsaussichten seien darüber hinaus einige Volkswirte zu optimistisch gewesen, so Zulauf. Daher sollte man sich auf eine raue See in der zweiten Jahreshälfte einstellen. Zulauf hält in diesem Jahr weitere negative Überraschungen für möglich, die zu Schocks führen und allen großen Volkswirtschaften erheblichen Schaden zufügen können.
Vor allem in den USA sieht er einen starken Wachstumsrückgang. Auch China steht vor Herausforderungen. Wer glaubt, die Talsohle sei durchschritten, der irrt, so Zulauf. Es sei einfach noch zu früh, um so etwas mit Gewissheit sagen zu können.
"Ich denke, der Konsens wird in der zweiten Hälfte des Jahres erneut enttäuscht sein und das wird negative Auswirkungen auf die Unternehmensergebnisse haben", sagt Zulauf in dem Interview.
Kurz zuvor hatten wir in einem Artikel über die rekordhohe Shortposition im VIX gesprochen, der gegenwärtig keinerlei Angst impliziert - ein Zeichen dafür, dass ein Short-Squeeze viel näher ist als manch einer glauben mag. Blickt man jedoch auf die Risiken in Form von politischen Turbulenzen in Europa, gemischten Konjunkturdaten und den Handelskriegen, tragen die Anleger eine Sorglosigkeit zur Schau, die Grund zur Besorgnis ist.
In die gleiche Kerbe schlägt der Fear & Greed Index von CNN Money, den wir bereits in der vergangenen Woche mehrmals erwähnt hatten. Dieser steht mittlerweile bei 72 und zeigt damit "Gier" der Marktteilnehmer an. Der Indikator gilt als Kontraindikator. Bei "Extreme Greed" sollte man sich mit Longs zurückhalten, bei "Extreme Fear" sollte man indes vorsichtig mit Shorts werden.
Im längerfristigen Diagram betrachtet notiert der Fear & Greed Index wieder auf dem Niveau von Oktober 2018, als die US-Indizes in den Sinkflug übergingen.