(neu: Schlusskurse)
FRANKFURT (dpa-AFX) - Schockierte Anleger haben am Donnerstag die Aktien von Aixtron (ETR:AIXA) in den Sturzflug manövriert. Zweifel an der Wettbewerbsfähigkeit und Sorgen über Verluste in der Bilanz des kommenden Jahres beim Spezialmaschinenbauer waren der Auslöser, der die Papiere kurz nach Handelsstart um etwas mehr als 43 Prozent bis auf 3,972 Euro und damit den tiefsten Stand seit Mitte April 2009 einbrechen ließ.
Mit dem Kunden San'an Optoelectronics aus China habe man sich auf eine erhebliche Reduzierung des Auftragsvolumens geeinigt, teilte das deutsche Unternehmen am Mittwochabend mit. Die Bestellung wurde von 50 auf 3 bereits gelieferte Maschinen zusammengestrichen. Zahlreiche Analysten reagierten prompt: Sie änderten ihre positiven oder neutralen Anlageempfehlungen und raten nun zum Verkauf der Aixtron-Aktien.
ANALYSTEN RATEN ZUM VERKAUF DER AKTIE
Den Handel beendeten die Anteilsscheine des TecDax-Unternehmens aus Herzogenrath mit einem Verlust von 41,13 Prozent auf 4,121 Euro. Dabei zogen sie den Technologie-Index (TecDAX) mit nach unten, der um 1,75 Prozent nachgab.
Neben der Equinet Bank und der Baader Bank senkten auch Mainfirst und die Commerzbank ihr Aktienurteil auf "Sell", "Underweight" oder "Reduce". Viele Analysten kappten zudem ihre Kursziele kräftig, wobei Analyst Tim Wunderlich von der Privatbank Hauck & Aufhäuser besonders vehement vorging. Er kürzte es um fast 50 Prozent auf 3,90 Euro und senkte seine Votum auf "Hold". Sein Anlagegrund sei mit dem Auftragsverlust aus China "nun weggebrochen", schrieb er, "denn Aixtrons wichtigster Wachstumstreiber für das nächste Jahr ist faktisch eliminiert worden".
BAADER: RÜCKSCHLAG FÜR WETTBEWERBSFÄHIGKEIT
Der Auftragsverlust ziehe eine bedeutende Gewinnwarnung für das nächste Jahr nach sich, warnte Analyst Uwe Schupp von der Deutschen Bank. "Noch mehr Sorge bereitet es sogar, dass potenzielle Kunden - von dieser Nachricht beunruhigt - umso mehr geneigt sein könnten, dem Marktführer und Aixtron-Konkurrenten Veeco (NASDAQ:VECO) treu zu bleiben", gab er zu Bedenken.
Günther Hollfelder von der Baader Bank sieht von daher einen großen Rückschlag für die Wettbewerbsfähigkeit von Aixtron im Vergleich zum US-Rivalen Veeco, da dieser seinen San'an-Auftrag offenbar ohne Komplikationen erfüllt habe. Dabei erinnerte er daran, dass Aixtron bereits im vergangenen Investitionszyklus 2010/11 - begleitet von technischen Problemen - Marktanteile verloren habe.
EQUINET: 'GEWINNE IM NEUEN JAHR EHER UNMÖGLICH'
"Das Erreichen der Gewinnschwelle im Jahr 2016 erscheint jetzt unmöglich", meinte Analyst Adrian Pehl von der Equinet Bank. "Aber wenigstens könnten die Bereiche Produktionssysteme für Siliziumhalbleiter und für Leistungselektronik-Elemente Aixtron helfen, damit der Zukunftsbereich organische LEDs weiter eine Option für das Unternehmen bleibt.