Die Börsen Europas wurden am Freitag neben den wieder dynamisch steigenden Covid-Neuerkrankungen dadurch belastet, dass sich die Chefunterhändler der EU und Großbritanniens nach Abschluss der siebten Verhandlungsrunde tief enttäuscht zeigten. Brüssel verlangt gleich hohe Umwelt- und Sozialstandards sowie einheitliche Regeln zur Wirtschaftsförderung, um Wettbewerbsverzerrungen zu vermeiden („Level Playing Field“). Großbritannien lehnt die EU-Forderungen hierzu ab. Der britische Unterhändler David Frost beklagte sich, dass die EU darauf bestehe, dass man sich erst in strittigen Bereichen wie der Fischerei einigen müsse, bevor man über andere Felder verhandeln könne. Das würde Fortschritte unnötig erschweren. De Übergangsphase endet Ende des Jahres, aber ein Deal muss zuvor vom Europaparlament, von den EU-Staaten und dem britischen Parlament ratifiziert werden. Zumindest bei einigen Themen habe es laut Barnier aber Fortschritte gegeben, konkret in der Zusammenarbeit bei Energiefragen und dem Kampf gegen Geldwäsche. Ein Abkommen sei immer noch möglich. In den USA hingegen herrschte gute Laune dank über den Erwartungen liegender August-Einkaufsmanagerindizes: verarbeitendes Gewerbe 53,6, Dienstleistung 54,8. Angetrieben von festen US-Futures und guter Fernostmärkte zieht Europa heute deutlich an, der STXE 600 steigt über den für den apano-Stimmungsindex relevanten 200-Tage-Durchschnitt (+2 Punkte). Unterhalb des Radars sinken die Renditeaufschläge für Unternehmensanleihen schlechterer Bonität auf den niedrigsten Stand seit Ende Februar. Ein Auslöser für die gute weltweite Stimmung könnte ein Bericht der Financial Times sein, dass der US-Präsident mit Hilfe einer „emergency use authorization“ AstraZeneca/Oxford University helfen will, bis zu den Wahlen einen Impfstoff für die USA zu erstellen. AZ dementiert, dass es solche Gespräche gäbe. Zudem hat die US-Food & Drug Administration die Genehmigung zum gezielten Einsatz von „convalescent plasma“ (Blutplasma geheilter Covid-Patienten) erteilt. Dieser Prozess war von der US-Regierung beschleunigt worden, die Studien dazu sind noch nicht beendet. Unter Führung des ChiNext (das Äquivalent zur Nasdaq) zogen in Asien insbesondere Tech- und Biotechwerte an. Zudem sprang das Asien-Schwergewicht Tencent (HK:0700) in Hongkong um 4,2%: dank US-Lobbyarbeit dürfen Firmen wie Apple (NASDAQ:AAPL) um Walmart (NYSE:WMT) angeblich doch weiterhin WeChat in China einsetzen. Das dürfte helfen, die gereizte Stimmung zwischen den USA und China etwas zu entkrampfen.
Mit dem apano-Stimmungsindex berechnet apano Investments seit 2012 täglich die globale Marktstimmung und steuert damit u.a. die hauseigenen Investmentfonds „apano HI Strategie 1“ und „apano Global Systematik“.
