Alle Welt spricht aktuell von einer bevorstehenden Korrektur an den Aktienmärkten und scharfen Korrekturen, mich eingeschlossen.
Eine solche Korrektur könnte an den Aktienmärkten einsetzen, sollten erneut verstärkt Spekulationen aufkeimen nach welchen die FED ihre quantitativen Maßnahmen in den kommenden Monaten beginnt zu reduzieren, infolge einer weiteren deutlichen Aufhellung der US Konjunktur und besonders am US Arbeitsmarkt.
Doch nicht nur die globalen Aktienmärkte rücken in diesem Zusammenhang in den Fokus, auch die sogenannten Emerging Markets bzw. Schwellenländer könnten einiges an Volatilität bereithalten.
Eine wichtige Rolle spielt in diesem Zusammenhang der sogenannte Carry Trade. Ausgehend von seinen Jahrestiefs um 25,00 ist der Deutsche Bank G10 Currency Harvest Fund zwar moderat zurückgelaufen, notiert dennoch weiterhin mehr als 10% unterhalb seines Jahrestief, markiert im April 2013 um 28,00.
Warum ist dies interessant, besonders im Zusammenhang mit den Währungen von sogenannten Emerging Markets?
Der Deutsche Bank G10 Currency Harvest Fund wird auch als Carry Trade Index bezeichnet und ist stark positiv zu den Aktienmärkten korreliert. Aus dem Carry Trade lässt sich einfach gesprochen die Risikoneigung der Marktteilnehmer ablesen, sprich: suchen die Marktteilnehmer nach Rendite, so profitiert der Carry Trade Index hiervon, ziehen sich die Marktteilnehmer aus diesen risikobehafteteren Anlageklassen zurück, geschieht dieses durch die Auflösung von Carry Trades.
Etwas spezieller könnte man sagen, dass besonders hochverzinste Emerging Markets Währungen hiervon betroffen sein könnten. Der Carry Trade hier wurde durch die Unmengen an billigen US-Dollar durch die FED regelrecht aufgebläht.
Vieles erinnert in diesem Zusammenhang an die Asien-Krise 1997 mit dem einzigen Unterschied, dass die Währungen der damaligen Tiger-Staaten (Thailand, Phillipinen, Malaysia und Indonesien) nicht an den US-Dollar gekoppelt sind, sondern frei fluktuieren können.
Tatsache ist, dass das billige Geld besonders der FED sowohl in den 90er Jahren, als nun auch im 21ten Jahrhundert die asiatischen Wirtschaften auf ein ungesundes Maß aufgebläht hat.
In den 90er Jahren erlebten die Tiger-Staaten einen regelrechten Wirtschaftsboom, das billige Geld bzw. die billigen US-Dollar und auf USD-lautende Kredite kurbelten das Wachstum an, in Verbindung mit den billigen Arbeitskräften in diesen Ländern war es diesen Ländern möglich ihre Produkte zu sehr konkurrenzfähigen Preisen am Markt anzubieten, besonders in den USA, aber auch im asiatischen Raum.
Als es dann im Jahr 1995 zu einer Umkehrung des 1985 verabschiedeten Plaza-Abkommens kam und der US-Dollar anders als 1985 aggressiv aufwertete, wertete bspw. der JPY im Zeitraum zwischen 1995 und 1997 um ber 60% zum US-Dollar ab (da klingelt was, man schaue sich die aggressive Notenbank-Intervention seitens der BoJ seit April 2013 bzw. die aggressive Abwertung bspw. des JPY gegenüber dem USD seit November 2012 an).
Die Abwertung des JPY macht japanische Produkte am Markt nicht nur attraktiver, sondern stellt zudem eine entsprechende Konkurrenz zu den Produkten der Tiger-Staaten dar.
In Verbindung mit anziehenden US-Zinsen, teurer werdenden, in USD notierenden Krediten und einem einsetzenden Wirtschaftsabschwung, kommen die Tiger-Staaten in 1997 in Zahlungsschwierigkeiten. Die thailändische Notenbank versucht durch den Verkauf von US-Staatspapieren und Auflösung ihrer Fremdwährungsreserven die Flucht aus dem thailändischen Baht zu stoppen, doch erst das Einschreiten des IWF konnte die Abwertungsspirale stoppen.
Asien-Krise Teil II bereits angestoßen?
Lässt man diese Geschichte ein wenig auf sich wirken, treten Parallelen ans Tageslicht, die erschreckend sind und bereits im Laufe des Jahres 2013 aufgetreten sind: hier kam es zu regelrechten Kapitalflüchten aus der Indischen Rupie oder auch aus der türkischen Lira.
Die infolge der letzten Wochen erneut aufkeimenden Taper-Spekulationen und die infolgedessen erneut anziehenden Zinsen bspw. 10-jähriger US-T-Notes in die Region um 2,8% haben zwar nicht ganz die Niveaus aus dem August erreichen können.
Quelle: Bloomberg
Aber alleine die Tatsache, dass die Türkische Lira zum US-Dollar innerhalb von rund vier Wochen um mehr als 5% abwertete, die indische Rupie etwas mehr als 4% gibt einen Vorgeschmack auf das, was dort noch kommen kann, wenn infolge eines tatsächlich einsetzendes Tapers die Zinsen 10-jähriger US-T-Notes zurück in die Region um 3% und darüber steigen.
USD/TRY Chart" title="USD/TRY Chart" height="450" width="603">
Wie oben bereits angemerkt, ist der einzige Unterschied zu der Asien-Krise in den 90ziger Jahren die Tatsache, dass wir heute frei fluktuierende Wechselkurse vorfinden.
Aber: Indien hat derzeit über 400 Mrd. USD Schulden, 80% davon sind in ausländischen Währungen verzeichnet. Seit Anfang des Jahres hat der US-Dollar zur Indischen Rupie bereits mehr als 13% aufgewertet, das Zahlungsbilanzdefizit ist ausgehend von 2,7% in 2012 bereits auf 4,4% des BIP in 2013 gestiegen.
Eine weitere Abwertung bspw. der indischen Rupie ist daher aus meiner Sicht unausweichlich, denn: entweder man schaut seitens der jeweiligen Regierung weiter zu wie die Schulden explodieren und infolgedessen weiter Kapital abgezogen wird (dieser Effekt wird besonders durch anziehende Ölpreise noch katalysiert), oder man hält wie im Beispiel der Türkei die Zinsen weiter auf niedrigen Niveaus um auf diesem Weg die Wirtschaft mit billigem Geld anzukurbeln.
Zusammenfassung
Auch wenn sich sowohl die indische Rupie, als auch die türkische Lira nach den aggressiven Sell Offs im August haben ein wenig stabilisieren können, sehe ich eine langfristig weitere Abwertung dieser beiden Schwellenländer-Währungen, aber auch des brasilanischen Real oder der indonesischen Rupiah als unausweichlich an.
Die Frage, welche sich hier stellt ist lediglich wie aggressiv diese Abwertung von statten geht. Und in diesem Zusammenhang sollte sich die FED anfangen Gedanken zu machen, ob der aktuell eingeschlagene Kurs, in welchem Rhetorik und Handeln derart stark divergieren, der richtige ist.
Erste Reduktionen quantitativer Maßnahmen sollte mit Erreichen einer Arbeitslosenquote von 7,0% eingeleitet werden, erste Zinserhöhungen mit Erreichen einer Arbeitslosenquote von 6,5%. Bis jetzt haben wir hier noch keinerlei Kommunikation bzgl. eines Ausstiegplans aus QE zu hören bekommen.
Aufkeimende Unsicherheit unter den Marktteilnehmer und hieraus resultierende Finanzmarkt-Schocks durch schnell und aggressiv anziehende US-Zinsen sind dann nicht nur in der Lage die Aktienmärkte in Turbulenzen zu versetzen, ganze Volkswirtschaften könnten hierdurch in arge Schwierigkeiten geraten...
Notierungen von über 2,10 TRY pro USD, deutlich über 70 INR pro USD und unter 0,40 USD pro brasilianischem Real in den kommenden zwölf Monaten sind zu erwarten.
Jens Klatt
Chefanalyst von DailyFX.de