Brüssel/Berlin, 30. Mai (Reuters) - Die EU und Deutschland kritisieren die Entscheidung von US-Präsident Donald Trump, die Beziehungen der USA zur Weltgesundheitsorganisation WHO zu beenden. Angesichts der Bedrohung durch die Coronavirus-Pandemie sollten gemeinsame Wege bestritten und die Zusammenarbeit gestärkt werden, teilten EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen und der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell am Samstag mit. Alles, was internationale Lösungen schwäche, sollte vermieden werden. "Daher rufen wir die USA auf, ihre Entscheidung zu überdenken."
Außenminister Heiko Maas bezeichnete den Schritt als falsches Signal zur falschen Zeit. Um die Herausforderung der Corona-Krise zu bewältigen brauche es weltweite Kooperation statt nationaler Alleingänge, sagte er den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. "Wir brauchen eine geeinte und solidarische Antwort aller Staaten und der Vereinten Nationen, mit einer starken WHO im Zentrum." In intensiven Gesprächen solle die US-Regierung von diesem Ansatz überzeugt werden. Es müssten aber auch Lehren aus dem Umgang mit der Pandemie gezogen werden und notwendige Reformen angegangen werden. "Dieser Aufgabe wollen wir uns zum geeigneten Zeitpunkt stellen."
Trump hatte die Beziehungen der USA zur WHO am Freitag aufgekündigt. Er wirft der Weltgesundheitsorganisation vor, zu sehr unter dem Einfluss Chinas zu stehen. Dadurch sei die Verschleierungstaktik der Führung in Peking zum Virus-Ausbruch unterstützt worden. Notwendige Reformen habe die WHO versäumt. Die WHO äußerte sich zu der US-Ankündigung zunächst nicht, hatte aber Mitte Mai bei ihrer Jahresversammlung eine unabhängige Überprüfung ihres Umgangs mit der Coronavirus-Pandemie versprochen. US-Zahlungen an die WHO hatte Trump bereits im April ausgesetzt. Ab wann der Ausstieg wirksam wird, ist noch nicht klar. Der fehlende US-Beitrag dürfte jedoch weltweit Konsequenzen nach sich ziehen, da die WHO eine zentrale Rolle bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie spielt.
(Reporterinnen: Kate Abnett, Kerstin Dörr; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter den Telefonnummern 069-7565 1236 oder 030-2888 5168.)