Frankfurt (Reuters) - Die Anleger an Europas Börsen haben sich am Montag nur vereinzelt aus der Deckung gewagt.
"Italien-Krise und Furcht vor einem Handelskrieg - das sind Zutaten für einen explosiven Cocktail", fasste Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader die Stimmung zusammen. Daher könnte es dem Dax schwer fallen, sich bald wieder der psychologisch wichtigen 13.000-Punkte-Marke zu nähern. Der deutsche Leitindex ging mit einem Plus von 0,4 Prozent auf 12.770 Zählern aus dem Handel. Der EuroStoxx50 legte ebenfalls leicht zu. An der Wall Street lag der Dow Jones zum Handelschluss in Europa 0,7 Prozent höher.
Börsianer waren zwar erleichtert, dass in Rom die Regierung nun steht. Doch plane sie höhere Ausgaben bei niedrigeren Steuern, was auf einen Konfrontationskurs mit der EU hinauslaufe. Trotzdem erholten sich die Kurse der italienischen Staatsanleihen. Entsprechend sank die Rendite der zehnjährigen Titel auf 2,54 von 2,74 Prozent. Am Devisenmarkt stieg der Euro zeitweise um fast einen US-Cent auf 1,1744 Dollar, ehe Gewinnmitnahmen die Gemeinschaftswährung wieder unter 1,17 Dollar drückten.
Über allem schwebte zudem weiter der Handelsstreit der USA mit ihren Nachbarn und weiteren großen Wirtschaftsmächten. Das sorge nicht zuletzt mit Blick auf den bevorstehenden G7-Gipfel für große Nervosität, sagte ein Händler. Kanada und die EU haben vor der Welthandelsorganisation WTO Klage gegen neue US-Zölle eingereicht und Gegenmaßnahmen angekündigt. Am Freitag und Samstag findet in Kanada ein G7-Gipfel statt, zu dem auch US-Präsident Donald Trump erwartet wird.
ZEITUNG: UNICREDIT DENKT ÜBER FUSION MIT SOCGEN NACH
Ganz oben im Dax standen Lufthansa (DE:LHAG) mit einem Aufschlag von 2,1 Prozent. Die Titel segelten im Windschatten von Air France (PA:AIRF), die um 5,5 Prozent in die Höhe schossen. Europas größter Hotelbetreiber Accor (PA:ACCP) hat ein Auge auf die französisch-niederländische Fluggesellschaft geworfen und prüft nach eigenen Angaben einen Einstieg. Dies stieß bei der Regierung auf ein positives Echo. Der französische Staat hält über 14 Prozent an Air France-KLM. Die Accor-Aktien brachen dagegen um über rund sieben Prozent ein.
Zu den Dax-Verlierern zählten Bayer (DE:BAYGN) mit einem Abschlag von 0,6 Prozent. Der Chemieriese sammelt sechs Milliarden Euro frisches Kapital für die Übernahme des US-Saatgutriesen Monsanto (NYSE:MON) ein, die am Donnerstag abgeschlossen sein soll. Danach soll der Name Monsanto nicht fortgeführt werden, sondern Bayer der alleinige Unternehmensname sein.
Schlusslicht im Dax waren Merck (DE:MRCG) mit minus 3,7 Prozent. Laut Händlern machten die Anleger Kasse, nachdem die Titel in der vergangenen Woche gesucht gewesen waren.
Für viel Gesprächsstoff sorgte vor allem am Vormittag ein Bericht der "Financial Times", demzufolge die italienische HVB-Mutter Unicredit (MI:CRDI) einen Zusammenschluss mit dem französischen Geldhaus Societe Generale (PA:SOGN) durchspielt. Die anfängliche Euphorie wich bis zum Nachmittag Ernüchterung. Für grenzüberschreitende Fusionen seien vor allem im Bankensektor die Hürden recht hoch, sagte ein Händler. Unicredit verloren 0,8 Prozent. SocGen stiegen in Paris um 0,7 Prozent. Die Aktien der Deutsche Bank (DE:DBKGn) setzten ihren Erholungskurs fort und gewannen 1,3 Prozent.
Der Baustopp für Solarkraftwerke sowie Subventionskürzungen in China machten den Papieren der beiden deutschen Zulieferer Wacker Chemie (DE:WCHG) und SMA Solar zu schaffen. Sie brachen um 7,5 beziehungsweise sieben Prozent ein.