Moskau, 11. Feb (Reuters) - Die Nachfrage nach russischen Eurobonds übersteigt nach Einschätzung von Bankern und Fondsmanagern das Angebot um mehr als das Dreifache. Hohe Renditen bei den Firmenanleihen lassen dabei die Risiken einer Konjunkturabkühlung in den Hintergrund rücken. Allein seit Jahresanfang haben die Unternehmen 2,4 Milliarden Dollar am westlichen Kapitalmarkt aufgenommen. Die Volatilität steige und Investoren beurteilten Risiken zurückhaltender, sagte Dimitri Gladkow, amtierender Chef des Investmentbanking bei Renaissance Capital (RenCap). Dennoch seien bislang keine größeren Änderungen am Primärmarkt zu erkennen.
RenCap war an drei der bislang sechs Eurobond-Emissionen in diesem Jahr beteiligt, unter anderem für die Privatbank Sovcombank, den Röhren-Hersteller TMK TRMK.MM oder den Düngemittelhersteller Phosagro PHOR.MM . In allen Fällen lag die Nachfrage bei fast zwei Milliarden Dollar, das Angebot lag dagegen zwischen 300 und 500 Millionen Dollar. Dabei bot Sovcombank Investoren Renditen von 7,75 Prozent und TMK zwischen 3,05 und 4,3 Prozent. Die Telekomfirma Veon VON.AS und die beiden Geldhäuser Credit Bank of Moscow CBOM.MM und Alfabank boten bei ihren Bond-Emissionen Renditen von vier bis 6,75 Prozent.
Die russische Zentralbank hat ihren Leitzins vergangene Woche zwar auf sechs Prozent gesenkt. Er liegt damit aber weiterhin deutlich höher als in den USA oder in Europa. Sergej Dergatschew, Fondsmanager bei Union Investment, geht davon aus, dass Banken und andere Firmen weiteres Geld am Markt aufnehmen: Allein bis Juni müssen die führenden Unternehmen des Landes 25 Milliarden Dollar zurückzahlen. Nicht alles davon wird als Eurobond refinanziert. Dergatschew schätzt, dass die Emissionen von Eurobonds in diesem Jahr mit zwölf bis 16 Milliarden Dollar etwas höher ausfallen könnten als 2019, als die Unternehmen knapp 13 Milliarden Dollar aufgenommen hatten. (Reporterinnen: Anna Rzhevkina und Elena Fabichnaya, geschrieben von Christina Amann, redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter den Telefonnummern +49 69 7565 1236 oder +49 30 2888 5168.)