(frei zu Veröffentlichung - auch online - am Freitag, 18. März)
Frankfurt, 17. Mrz (Reuters) - Nur die milliardenschwere Fusion der Deutschen Börse DB1Gn.DE mit der Londoner LSE LSE.L könnte einen miserablen Start ins Jahr für die Investmentbanker in Deutschland verhindern. Denn bis auf den geplanten, auf 13,9 Milliarden Dollar bezifferten Zusammenschluss der beiden Börsenbetreiber herrscht im ersten Quartal nach Daten von Thomson Reuters völlige Flaute am Markt für Fusionen und Übernahmen. Der Abwärtstrend an den Börsen und die weltweiten Krisen verunsichern laut Bankern die Unternehmenslenker. Die Börsenfusion allein macht bisher mehr als die Hälfte des gesamten Transaktionsvolumens von 25,2 Milliarden Dollar aus. Vor einem Jahr - dem schwächsten Jahresauftakt seit 2004 - waren bis Ende März nur Übernahmen für 15,3 Milliarden Dollar abgemacht oder angekündigt worden.
Entsprechend dominieren in der Rangliste der aktivsten Investmentbanken in Deutschland jene sechs Beratungshäuser, die die Deutsche Börse oder die LSE bei dem Fusionsplan begleiten. Mit gerade einmal vier Transaktionen im Wert von 15,4 Milliarden Dollar führt hier die US-Investmentbank Goldman Sachs GS.N vor der Investment-Boutique Perella Weinberg. Während Goldman Sachs zusammen mit Robey Warshaw und Barclays (LON:BARC) auf Seiten der Briten steht, hat sich die Deutsche Börse neben Perella Weinberg die Deutsche Bank und Merrill Lynch an die Seite geholt.
Erst am Donnerstag ergab sich ein weiterer Hoffnungsschimmer für die Fusionsberater. Finanzkreisen zufolge bahnt sich die Übernahme einer Chemikalien-Sparte des US-Gasekonzerns Air Products APD.N durch den Spezialchemie-Konzern Evonik EVKn.DE an Bis es zu der auf mehr als 3,5 Milliarden Dollar veranschlagten Übernahme kommt, dürften allerdings noch Wochen vergeben den ersten knapp drei Monaten gab es in Dollar gerechnet gerade vier Milliarden-Übernahmen mit deutscher Beteiligung. Mit dem Verkauf der US-Optionsbörse ISE für 1,1 Milliarden Dollar an die New Yorker Nasdaq NDAQ.O ist die Deutsche Börse auch an der drittgrößten Transaktion beteiligt. Ansonsten dominieren Käufer aus China: Der niedersächsische Müllverbrennungsanlagen-Betreiber EEW Energy from Waste ging für 1,6 Milliarden Dollar an Beijing Enterprises 0392.HK , der Kunststoffmaschinen-Bauer KraussMaffei KMGER.UL wurde für gut eine Milliarde Dollar an ein Konsortium um ChemChina CNNCC.UL verkauft. Auch Übernahmen im Mittelstand, sonst oft eine sichere Einnahmen-Stütze für die Investmentbanker, sind Mangelware: 342 Firmen wurden ge- und verkauft, 141 weniger als Anfang 2015.
Goldman Sachs liegt auch in der weltweiten Rangliste in diesem Jahr unangefochten vor JPMorgan (NYSE:JPM) JPM.N in Führung. Aber auch im Ausland hat sich die 2015 aufgeheizte Fusionitis etwas beruhigt: Im ersten Quartal gingen nur noch Übernahmen für 524 Milliarden Dollar über die Bühne, 18 Prozent weniger als vor einem Jahr.