Wien, 11. Mai (Reuters) - Im Streit um die geplante Schließung des oberösterreichischen Werks des Lastwagenbauers MAN lässt die Belegschaftsvertretung nicht locker. In einem offenen Brief an die Aufsichtsratspitze der Konzernmutter VW (DE:VOWG) VOWG_p.DE pocht Rechtsanwalt Hannes Jarolim für die Mitarbeiter auf eine ausverhandelte Betriebs- und Standortgarantie bis 2030. Die Vereinbarungen könne nicht einfach einseitig "storniert" werden, sagte der Jurist am Dienstag zur Nachrichtenagentur Reuters. Ein MAN-Sprecher verwies hingegen darauf, dass die Vereinbarung rechtmäßig gekündigt worden sei.
Im Rahmen der Verhandlungen mit der Belegschaftsvertretung über die mittel- und langfristige Unternehmensplanung sei ein "Zukunftspaket" ausverhandelt worden, in welchem sich die Belegschaft zu Zugeständnissen bei Arbeitszeit, Entgelt und Flexibilität sowie einer Produktionssteigerung verpflichtet habe, heißt es in dem Reuters vorliegenden Brief an Aufsichtsratchef Hans Dieter Pötsch. Im Gegenzug sei von der früheren Geschäftsführung eine Standortgarantie zugesichert worden.
Die zur VW-Nutzfahrzeugholding Traton 8TRA.DE gehörende MAN plant die Schließung ihres Werks in Steyr mit rund 2300 Beschäftigten. MAN baut in Steyr bislang leichte und mittelschwere Lastwagen, will die Fertigung aber an andere MAN-Standort wie etwa nach Krakau in Polen verlagern. Die Mehrheit der Mitarbeiter in Steyr hatte ein Übernahmeangebot des früheren Chefs des Autozulieferers Magna (NYSE:MGA), Siegfried Wolf, abgelehnt. Wolf wollte rund 1250 Mitarbeiter in Steyr zu deutlich niedrigeren Löhnen übernehmen. Vor wenigen Tagen besserte der Investor allerdings sein Angebot nach und stellt nun den Erhalt von 1400 Stellen in Aussicht, wie er in einem ORF-Interview sagte. Für die anderen solle der Sozialplan nachbessert werden. Die Gespräche laufen noch.