Hamburg, 04. Sep (Reuters) - Der Verkauf des Baudienstleisters Imtech Deutschland soll bis November über die Bühne gehen. "Ziel ist es, kurz nach Eröffnung des ordentlichen Insolvenzverfahrens Anfang November den Kaufvertrag für den gesamten Betrieb oder einen Großteil zu unterzeichnen", kündigte Insolvenzverwalter Peter-Alexander Borchardt am Freitag in Hamburg an. Sein Kollege Tjark Thies betonte: "Wir sind sehr optimistisch, aber es werden nun wohl acht heiße Wochen." Mindestens bis dahin sei die Finanzierung des laufenden Geschäfts sichergestellt. Rund 4200 Mitarbeiter erhalten derzeit Insolvenzgeld.
Von den 850 Baustellen, an denen Imtech arbeitet, würden aber nur 650 weitergeführt, kündigte Borchardt an. Beim Rest lohne sich dies nicht. Allerdings muss Imtech mit Regressforderungen rechnen. Fehlkalkulationen seien neben den strukturellen Problemen auch der Hauptgrund, warum Imtech Insolvenz anmelden musste. "Es war ein schleichender Prozess, der in die Schieflage führte", sagte der Anwalt. Imtech hatte Anfang August Insolvenz angemeldet, wenig später folgte die niederländische Muttergesellschaft Royal Imtech IMUN.AS . Von der Anmeldung bis zur Eröffnung des Verfahrens dauert es in der Regel drei Monate.
Seit Mitte August sucht Borchardt einen Käufer für Imtech Deutschland. Seither hätten 40 Interessenten aus dem In- und Ausland die nötige Vertraulichkeitsvereinbarung unterzeichnet und damit Einblick in die Bücher erhalten, sagte Borchardt. Der Großteil der Interessenten seien Wettbewerber - darunter auch Baukonzerne aus Deutschland. Sie wollten das ganze Unternehmen kaufen oder zumindest einen Großteil von Imtech. Erste Gebote seien bereits eingegangen. Borchardt will eine Zerschlagung verhindern, wie sie der frühere Mutterkonzern Royal Imtech derzeit erlebt.
Borchardt gibt Imtech gute Chancen, einen Käufer zu finden. Das Unternehmen sei führend bei intelligenter Elektrotechnik. "Ausländische Konkurrenten könnten durch eine Übernahme einen Fuß in den deutschen Markt bekommen." Namen wollte er nicht nennen. Die französische Spie SPIE.PA und die finnische Caverion CAV1V.HE sind in ähnlichen Geschäftsfeldern aktiv. Mit Caverion arbeitete Imtech lange beim Bau des Berliner Großflughafens zusammen.
Die Gläubiger von Imtech Deutschland können offenbar mit einer hohen Insolvenzquote rechnen. Imtech war zum Zeitpunkt der Insolvenzanmeldung nur mit 85 Millionen Euro verschuldet. Offenbar, weil das Deutschland-Geschäft aus den Niederlanden finanziert wurde. Dazu kommen voraussichtlich noch weitere 50 Millionen Euro, unter anderem für das von der Bundesanstalt für Arbeit vorfinanzierte Insolvenzgeld, wie Borchardt erläuterte. Imtech habe gleichzeitig Forderungen von 162 Millionen Euro, von denen allerdings 70 Millionen strittig seien. Die Banken könnten als Gläubiger zudem kaum Druck machen. "Imtech musste ihnen keine Sicherheiten einräumen", betonte er. "Das ist absolut ungewöhnlich."