Düsseldorf, 28. Feb (Reuters) - Mit einer Fondslösung will die Gewerkschaft IG BCE ihrem Chef Michael Vassiliadis zufolge die Steuerzahler vor hohen Kosten für einen Rückbau von Braunkohle-Anlagen in Deutschland bewahren. Die Braunkohle-Förderung und -Verstromung sei eine Brückentechnologie, die nach dem Ende der Atomkraft im Jahr 2022 beim endgültigen Übergang zu erneuerbaren Energien die Versorgungssicherheit gewährleisten könne, sagte Vassiliadis im nordrhein-westfälischen Haltern am See. Wahrscheinlich werde sich noch rund 15 Jahre mit der Verstromung von Braunkohle Geld verdienen lassen. Die Politik könnte in Gesprächen mit den Energiekonzernen dafür sorgen, dass die Gelder angespart und angelegt würden und diese Rücklagen später für einen Rückbau dienten. Es gebe noch Zeit, ein solches Modell zu entwickeln. Die Politik solle dabei stabile Rahmenbedingungen für den umstrittenen Energieträger sichern.
Durch den Atomausstieg werde es eine Phase geben, in der sich mit der Braunkohle gutes Geld verdienen lasse, sagte Vassiliadis. "Dieses Geld soll im System bleiben und nicht als Dividende ausgeschüttet werden", fügte er hinzu. "Das ist die Grundidee." Die Gewerkschaft habe bereits erste Gespräche mit der Politik zu ihren Gedankenspielen geführt, mit den Unternehmen seien diese noch nicht erörtert worden. Vor allem RWE RWEG.DE und Vattenfall VATN.UL sind in Deutschland bei der Braunkohle-Förderung und Verstromung aktiv. In der Bundesrepublik sollen aber Braunkohle-Kraftwerksblöcke vom Netz gehen, die bei der Stromerzeugung vergleichsweise viel CO2 ausstoßen.
Fielen die Unsicherheiten um die Braunkohle weg, könne dies auch bei einem Verkauf des ostdeutschen Braunkohlegeschäfts des Versorgers Vattenfall helfen, sagte Vassiliadis weiter. Er kenne drei Interessenten für die ostdeutschen Braunkohlefelder. Alle drei hätten aber auch Fragen an die Politik. "Der Prozess ist in einer schwierigen Phase wegen der Unsicherheiten", betonte er. Vassiliadis hatte bereits im vergangenen Jahr den Essener Energiekonzern Steag als möglichen Käufer ins Spiel gebracht, er ist dort Mitglied des Aufsichtsrats. Die Steag gehört einem Bündnis nordrhein-westfälischer Stadtwerke.
Vattenfall will sein ostdeutsches Braunkohlegeschäft mit mehreren Tagebau-Standorten und Kraftwerken im Paket verkaufen. Die tschechischen Konzerne CEZ CEZP.PR und EPH gelten als Interessenten. Insidern zufolge ist die Steag in einem Konsortium mit der australischen Investmentgruppe Macquarie im Rennen.