(neu: mit Schlusskursen)
Zürich, 19. Aug (Reuters) - Die Schweizer Börse hat am Freitag nach volatilem Verlauf erneut schwächer geschlossen. Die hohen Kursschwankungen spiegelten dabei das nach wie vor äusserst nervöse Klima an den Aktienmärkten. "Die Stimmung ist katastrophal", sagte ein Händler. Viele Marktteilnehmer wollten einfach nur verkaufen, sagte ein anderer Händler und verwies auf den Anstieg des Angstbarometers Volatilitätsindex .
Der SMI , der vor einer Woche bei 5253 Punkten geschlossen und im Laufe der Woche bis 5471 gestiegen war, schloss um zwei Prozent tiefer bei 5093,75 Punkten. Zeitweise hatte der Leitindex sogar 4,5 Prozent auf 4955 Punkte eingebüsst. Der breite SPI verlor 1,8 Prozent auf 4641,39 Zähler. Die globalen Rezessionsängste und die Schuldenproblematik beidseits des Atlantiks steckten tief in den Knochen der Anleger. "Im Gegensatz zu den Börseneinbrüchen 2003 und 2009 präsentiert sich die Lage heute viel schlechter", sagte ein Händler. Die einzelnen Staaten sind stark verschuldet und die Zinsen bereits nahe dem Nullpunkt. "Damit fallen die Staaten als Retter in der Not praktisch aus", sagte der Händler. Komme noch die Angst hinzu, dass der Geldmarkt wieder zufrieren könnte.
Insbesondere die defensiv eingestuften Papiere der Pharmakonzerne Novartis und Roche sowie des Lebensmittelriesen Nestle belasteten den Markt mit Kursverlusten von 1,7 bis 2,5 Prozent.
Nach Kurseinbussen von rund fünf Prozent schlossen die Titel der UBS unverändert, während Credit Suisse 1,7 Prozent im Minus einbüssten. Beide Banken hatten Gerüchte über Liquiditätsprobleme demetiert.
Die Aktien der Versicherungen setzten ebenfalls zu einer Erholung an. So schlossen Zurich und Swiss Life nur leicht tiefer.
Zyklische Werte wie Swatch , Richemont , Clariant , ABB und Adecco lagen weiter im Minus, holten aber einen Teil der Einbussen noch auf.
Zu den wenigen Gewinnern im breiten Markt zählten Temenos , deren Kurs um über fünf Prozent stieg. Händler sagten, die Übernahme der britischen Mitbewerberin Autonomy durch den US-Konzern HP habe für neue Übernahmefantasie gesorgt.
Dagegen sorgten zurückhaltende Geschäftsprognosen bei Coltene , Dätwyler und der Alpiq Holding für kräftige Kurseinbussen von bis zu zehn Prozent. (Reporter: Rupert Pretterklieber; redigiert von Andrew Thompson)