Zürich, 09. Aug (Reuters) - Die Schweizer Börse hat sich am Dienstag im späten Handel von den zeitweise hohen Verlusten erholt und wenig verändert tendiert. Mit dem deutlich höheren Start der US-Börsen konnten sich die Kurse von den Tiefstwerten erholen.
Vorübergehend sackte der Leitindex SMI mehr als fünf Prozent ab - so stark wie seit dem Höhepunkt der Finanzkrise im März 2009 nicht mehr. Kurz vor Schluss lag der SMI dann 0,2 Prozent im Plus bei 4977 Punkten. Der breite SPI stieg marginal auf 4550 Zähler.
Auch der Euro , der bis auf ein neues Rekordtief von 1,0480 Franken abstürzte, erholte sich leicht auf Kurse um 1,0550 Franken. Die Flucht in den sicheren Hafen Franken zeigte sich auch bei der grossen Nachfrage nach den dreimonatigen Geldmarktbuchforderungen der Eidgenossenschaft. Bei Geboten von fast fünf Milliarden Franken wurden lediglich 550 Millionen Franken zugeteilt. "Und das zu 100 Prozent. Das heisst die Anleger wollen keinen Zins dafür", sagte ein Händler.
Händler beschrieben die Stimmung als sehr schlecht und die Marktteilnehmer als äusserst nervös. "Die Stimmung war zeitweise panisch", sagte ein Händler. "Die Leute wollen einfach raus", sagte ein anderer Börsianer. Wieder andere sprachen dagegen eher von einer unheimlich anmutenden Ruhe. "Die Anleger schauen zu, machen einfach nichts, wenn alles den Bach runter geht", sagte ein Händler.
Zudem gerieten zunehmend auch Investoren, die auf Kredit gekauft hätten, unter Druck, wenn sie die Nachschussforderungen (Margin Calls) nicht erfüllten, sagte ein Händler. Das könnte eine Negativspirale in Gang setzen.
Händler hofften, dass die US-Notenbank am Abend zusammen mit dem Zinsentscheid auch ein neues Stützungsprogramm für die Märkte ankündigen könnte. Auch die stark gestiegenen Volatilitätsindizes spiegelten die Verunsicherung wider. Der Schweizer Volatilitätsindex schoss zeitweise um mehr als ein Viertel auf 46 Punkte hoch. "Das zeigt, wie nervös die Leute sind", sagte ein Händler.
Alle Sektoren waren von den Abgaben betroffen. Unter den Grossbanken stachen die Aktien der Grossbank Credit Suisse mit einem Absturz von fünf Prozent heraus. Dagegen hielten sich UBS mit einem Abschlag von 0,5 Prozent recht stabil. Gegen den Trend fester waren die zuletzt arg abgestraften Aktien der GAM Holding , die ein Prozent gewannen, und die der Privatbank Julius Bär mit einem Plus von 4,5 Prozent.
Die Versicherungstitel büssten gegen 3,5 Prozent ein. Zurich tendierten vor dem am Donnerstag angesagten Zwischenbericht 2,5 Prozent tiefer.
Aber auch weniger konjunkturanfällige Titel fanden sich unter den Verlierern. Dabei hielten sich unter den Pharmawerten Novartis mit einem minimalen Abschlag gut. Roche gaben ein Prozent nach.
Nestle aber büssten 2,4 Prozent ein. Der Nahrungsmittelkonzern legt am Mittwoch den Halbjahresbericht vor.
Aktien zyklischer Firmen wie ABB , Lonza , Sulzer oder Holcim holten im späten Geschäft die Einbussen auf oder drehten gar in die Gewinnzone. Adecco lagen am Tag vor dem Zwischenbericht mit vergleichsweise moderaten 0,4 Prozent im Minus.
Schnäppchenjäger sorgten bei den stark gefallenen Aktien des Solarzulieferers Meyer Burger , dem Schraubenhändler Bossard und dem Komponentenhersteller Phoenix Mecano für starke Kursgewinne.
(Reporter: Rupert Pretterklieber; redigiert von Oliver Hirt)