Zürich, 12. Sep (Reuters) - Eine weitere Verschärfung der Schuldenkrise hat die Schweizer Börse am Montag auf Talfahrt geschickt. Händler erklärten, die Sorgen um die Euro-Zone unterminierten das Vertrauen der Anleger und hätten Absicherungstransaktionen über Verkäufe von Index-Futures ausgelöst. Die deutlichsten Abgaben verzeichneten Finanzwerte.
Der Standardwerte-Index SMI sackte um 1,9 Prozent auf 5328 Punkte ab. Der breite SPI gab zwei Prozent auf 4849 Punkte nach.
Obwohl sich die Aktien im Handelsverlauf von den Tiefstwerten lösten konnten, dominierte Pessimismus. "Die Stimmung ist miserabel", sagte ein Händler. "Viele Marktteilnehmer würden am liebsten den Bildschirm abschalten und nach hause gehen."
Händler erklärten, Auslöser für die neusten Sorgen um die Euro-Zone sei die überraschende Rücktrittsankündigung von EZB-Chefvolkswirt Jürgen Stark vom Freitag gewesen. Am Wochenende machten dann Gerüchte die Runde, dass Griechenland nahe an einer Staatspleite sei. Analysten zufolge ist es nur eine Frage der Zeit, bis es zu einem Zahlungsausfall kommt. Medienberichten zufolge laufen im deutschen Finanzministerium bereits Planspiele, wie ein Bankrott Griechenlands beherrscht werden könnte. Zudem lasteten Sorgen vor einer Herabstufung französischer Banken durch die Ratingagentur Moody's auf dem Markt. Für zusätzliche Nervosität sorgte am Nachmittag die Meldung, dass es in der südfranzösischen Atomanlage Marcoule zu einer Explosion kam.
Bei den Schweizer Aktien verzeichneten Zurich die stärksten Verluste. Die Titel des Versicherers büssten 3,5 Prozent ein. Auch Baloise und Swiss Life wurden gegen vier Prozent tiefer gehandelt. "Die Anleger wollen sich vor den Auswirkungen einer möglichen Abschreibung von europäischen Staatsanleihen schützen und verkaufen deshalb Versicherungs-Titel", erklärte ein Händler. Mit einem Minus von 2,8 Prozent hielten sich Swiss Re etwas besser als andere Assekuranz-Aktien. Im Rückversicherungsmarkt hätten die Prämien begonnen, anzuziehen, auch wenn in gewissen Bereichen nach wie vor niedrige Preise vorherrschten, erklärte Swiss Re anlässlich des Branchentreffens in Monte Carlo.
Bei den Banken verloren UBS und Credit Suisse knapp zwei Prozent. Die Schweizer Grossbanken seien im Gegensatz zu anderen europäischen Gesellschaften solide kapitalisiert, sagte UBS-Chef Oswald Grübel. Aber die UBS müsse effizienter werden. "Das wird grosse Kritik hervorrufen wegen des Abbaus, Verlagerungen und Outsourcing von Stellen und Tätigkeiten", sagte Grübel dem "Sonntag". Julius Bär wurden 2,6 Prozent tiefer bewertet. Bär steht wie auch Credit Suisse im Visier der US-Steuerbehörden.
Konjunktursorgen bremsten zyklische Titel. Bei dem Treffen der G7-Finanzminister in Marseille konnten keine konkreten Beschlüsse zur Ankurbelung der lahmenden Weltwirtschaft gefasst wurden. Die Aktien des Personaldienstleisters Adecco verloren 2,6 Prozent. Der Warenprüfkonzern SGS gab 2,4 Prozent nach. Mit einem Plus von 0,8 Prozent war Swatch der einzige Standardwert mit Kursgewinnen. Der Uhrenkonzern hat die Kooperationsverträge mit Tiffany & Co. gekündigt und will Schadenersatzforderungen geltend machen. Die Amerikaner würden die Entwicklung des Geschäfts verzögern, so Swatch. (Reporter: Oliver Hirt; redigiert von Andrew Thompson)