- von Giulio Piovaccari und Laurence Frost
Mailand/Paris (Reuters) - Renault lotet einen Schulterschluss mit Fiat Chrysler (MI:FCHA) aus.
Nach Auskunft von zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen führen beide Autobauer fortgeschrittene Gespräche über eine umfassende internationale Zusammenarbeit. "Es geht nicht nur um eine weitere Partnerschaft, es ist mehr als das", erläuterte ein Insider am Wochenende. So werde auch eine Anteilsübertragung erwogen. Es sei aber offen, ob die Gespräche zu einem erfolgreichen Abschluss führen.
Ein Insider sagte, der Renault-Verwaltungsrat werde am Montagvormittag (08.00 Uhr MESZ) zu einer Sitzung zusammenkommen, um über ein mögliches Bündnis mit dem italienisch-amerikanischen Konkurrenten zu beraten. Dies hatte zuerst die französische Zeitung "Le Figaro" berichtet. Zwei mit den Beratungen vertraute Personen sagten, von Fiat Chrysler sei für Montag eine Mitteilung zu erwarten, in der die Gespräche bestätigt und eventuell erste Details bekanntgemacht würden.
Zuerst hatte die "Financial Times" über die Diskussionen berichtet, mit denen die beiden Konzerne Antworten auf die strukturellen Herausforderungen der Autoindustrie finden wollten. Die Unternehmen lehnten Stellungnahmen dazu ab. In der Branche wächst der Druck zu Kooperationen und Zusammenschlüssen. Hintergrund sind vor allem der Trend zu umweltfreundlicheren Antrieben und der kostspielige Wettlauf um die Zukunftstechnologien für das autonome Fahren.
Fiat Chrysler und Renault kommen gemeinsam auf einen Börsenwert von rund 33 Milliarden Euro und einen Jahresabsatz von 8,7 Millionen Fahrzeugen. Mit einem Schulterschluss könnten beide ihre jeweiligen Schwachstellen besser ausgleichen. Während Fiat Chrysler in Nordamerika mit Kleintransportern erfolgreich ist, steht das Geschäft in Europa unter Druck. Renault wiederum ist ein Pionier auf dem Gebiet der Elektroautos mit einer starken Präsenz in Schwellenmärkten, dafür aber ohne US-Geschäft.
WIDERSTAND ZU ERWARTEN
Käme es tatsächlich zu einem größeren Bündnis der beiden Autokonzerne, wäre mit Widerstand in Politik und Gewerkschaften zu rechnen. Das gilt insbesondere für Italien. Die meisten europäischen Werke von Fiat Chrysler sind relativ schwach ausgelastet.
Die zwei Unternehmen haben bereits mit anderen Partnern über engere Verbindungen nachgedacht. So hatte zuletzt Fiat Chrysler Gespräche mit Renaults heimischem Rivalen PSA Group wiederbelebt, zu dem die Marken Peugeot (PA:PEUP) und Opel (NYSE:GM) gehören. Renault wiederum ist an einer Fusion mit dem japanischen Partner Nissan (T:7201) interessiert. Das Vorhaben liegt aber auf Eis nach dem Skandal um den früheren Renault- und Nissan-Chef Carlos Ghosn, der inzwischen in Japan angeklagt ist, weil Nissan ihm finanzielle Verfehlungen vorwirft.
Renault-Chef Jean-Dominique Senard sagte am Samstag dem Radiosender France Inter, ein Zusammenschluss mit den Partnern Nissan und Mitsubishi (T:7211) werde erst in Zukunft wieder ein Thema sein. Gemeinsam mit Nissan kämen Renault und Fiat Chrysler auf einen Absatz von 13,8 Millionen Fahrzeugen. Die drei würden damit auf Platz eins der weltweiten Autoindustrie aufrücken.