Investing.com - Es ist eine Woche voller Spannung und Unsicherheit für die Börsianer, denn die Federal Open Market Committee-Sitzung steht unmittelbar bevor. Viele glauben, dass die FOMC-Sitzung eine wichtige Richtungsentscheidung für die Wirtschaft und die Aktienmärkte bringen wird. Doch nach Meinung von Michael Wilson, Aktienstratege bei der US-Bank Morgan Stanley (NYSE:MS), unterschätzt der Markt das damit einhergehende Risiko. Es ist Zeit, sich auf unruhige Zeiten einzustellen und sich vorzubereiten, denn diese Woche könnte das Potenzial haben, die Märkte zu erschüttern.
Die US-Notenbank steht in den Startlöchern für ihre zweitägige geldpolitische Sitzung. Auf der Tagesordnung: die Erhöhung der Leitzinsen um voraussichtlich 25 Basispunkte, die am Mittwoch bekannt gegeben werden soll. Mit diesem Schritt würde die Fed zum zehnten Mal in Folge die Kreditzinsen anheben. Einen derartigen Straffungszyklus hat es seit den frühen 1980er Jahren nicht mehr gegeben.
Trotz des Zinserhöhungszyklus der Fed, der die Inflation etwas eindämmt, sieht die Realität für Arbeitnehmer weniger rosig aus. Denn die steigenden Preise lassen die Reallöhne schrumpfen. Das geht aus den neuesten Daten des US-Arbeitsministeriums hervor: Im Vergleich zum Vorjahr ist der durchschnittliche Stundenlohn real um 0,7 Prozent gesunken.
Laut Wilson zeigen Gespräche mit Investoren, dass der Markt der bevorstehenden Fed-Sitzung als potenzielles Risikoereignis für den Aktienmarkt weniger Beachtung schenkt. Dies mag insofern überraschen, als die Sitzung der Federal Reserve traditionell als wichtiger Termin für die Investoren gilt, um die Geldpolitik und ihre Auswirkungen auf den Markt zu beurteilen.
"Wir glauben, dass an den Aktienmärkten ein optimistischer politischer Ausgang eingepreist ist (Zinssenkungen im Jahr 2023 ohne Wachstumsrückgang). Sollte die Botschaft auf dieser Sitzung eher falkenhaft ausfallen, könnte dies für eine kurzfristige negative Überraschung bei Aktien sorgen und den S&P 500 ausbremsen", schrieb Wilson in einer Notiz.
Die jüngste Stärke der Aktienmärkte begründete er außerdem mit der zunehmenden Breite der Gewinnrevisionen.
"Die treibende Kraft hinter der Robustheit der Gewinnrevisionen ist die Erwartung, dass das EPS-Wachstum im zweiten Halbjahr 2023 und 2024 nach oben drehen wird. Dahinter steht auch die Ansicht, dass die Unternehmen im Großen und Ganzen ihre Ausgaben bereits richtig angepasst haben und dass die Margenausweitung sich nun einstellen kann. Dieser These widersprechen wir in aller Form, da sie unseren Ertragsmodellen und unserer These vom negativen operativen Leverage entgegensteht", so Wilson weiter.