Frankfurt (Reuters) - Hoffnungen auf eine Trendwende am Ölmarkt haben die Preise für wichtige Rohölsorten am Montag in die Höhe getrieben.
Die US-Investmentbank Goldman Sachs sprach von einem Ende der Zeiten des Überangebots. Im Mai gebe es wegen der starken Nachfrage bei gleichzeitig sinkender Produktion nicht genug Öl auf dem Markt, hieß es in der Studie. Die richtungweisende Nordseesorte Brent verteuerte sich daraufhin mehr als zwei Prozent auf 48,90 Euro je Barrel (159 Liter). Der Preis für US-Leichtöl WTI kletterte ebenfalls um mehr als zwei Prozent auf 47,27 Dollar. An den europäischen Aktienmärkten ging es ruhiger zu. Wegen Pfingsten blieben die Börsen unter anderem in Frankfurt, Zürich und Wien geschlossen. Der paneuropäische Index FTSEurofirst notierte leicht im Minus.
Die Kehrtwende am Ölmarkt sei viel früher eingetreten als erwartet, erläuterten die Experten von Goldman Sachs. Die Bank änderte ihre Markteinschätzung, weil in Nigeria, Venezuela, den USA und China weniger Öl gefördert wird. Aus Nigeria kommt wegen einer Welle der Gewalt im Niger-Delta so wenige Öl wie seit 22 Jahren nicht mehr. Dazu steckt das Opec-Mitglied Venezuela in einer schweren Wirtschaftskrise. Die Ölförderung dort ist seit Anfang des Jahres um mindestens 188.000 Barrel pro Tag (bpd) gesunken.
Dem gegenüber stehen allerdings höhere Fördermengen der Opec, was unter anderem auf die Rückkehr des Iran an den Markt nach dem Wegfall von internationalen Sanktionen zurückzuführen ist. Die Opec pumpte im April insgesamt 32,44 Millionen Barrel pro Tag. Das sind 188.000 bpd mehr als im März und Reuters-Daten zufolge die höchste Menge seit mindestens 2008. Das verhindere einen stärkeren Anstieg der Ölpreise, heißt es bei Goldman Sachs.
CHINAS WIRTSCHAFT VERLIERT AN DYNAMIK
Auf die Aktienmärkte drückten erneut Konjunkturdaten aus China, die Zweifel an einer Stabilisierung der Wirtschaft des Landes schürten. Im April fielen Industrieproduktion, Einzelhandelsumsatz und Investitionen schwächer aus als von Analysten erwartet. "Es sieht so aus, als ob alle Antriebe an Dynamik verlieren", sagte Ökonom Zhou Hao von der Commerzbank (DE:CBKG).
An Einzelwerten stachen die Aktien des finnischen Kran-Herstellers Konecranes (HE:KCR1V) hervor: Die Aussicht auf einen milliardenschweren Zukauf im Geschäft mit Industriekränen und Hafenanlagen katapultierten die Titel um mehr als 20 Prozent auf ein Jahreshoch von 24,77 Euro. Konecranes will dem US-Konzern Terex (NYSE:TEX) das ehemalige Kerngeschäft der deutschen Demag Cranes für 1,13 Milliarden Euro abkaufen. Eine zunächst geplante Komplett-Fusion der beiden Unternehmen ist damit endgültig vom Tisch. Die Aktien von Telecom Italia (MI:TLIT) kletterten mehr als drei Prozent, obwohl der Konzern im ersten Quartal seine Gewinnziele verfehlte. Allerdings will der ehemalige Staatsmonopolist mehr sparen: Bis 2018 sollen die Kosten nun um 1,6 Milliarden Euro statt wie noch im Februar angepeilt um 0,6 Milliarden Euro gesenkt werden.
Auf der Verliererseite standen dagegen die Papiere der französischen Eutelsat (PA:ETL), die nach einer Herabstufung durch die Investmentbank Morgan Stanley (NYSE:MS) sieben Prozent einbüßten.
Der Euro legte leicht zu. Die europäische Gemeinschaftswährung wurde mit 1,1335 Dollar bewertet. Der Dollar wurde mit 108,85 Yen gehandelt. Die relative Dollar-Schwäche zog den Kupferpreis um 0,4 Prozent nach oben. Gold verteuerte sich 0,8 Prozent auf 1283 Dollar je Feinunze.