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Bilfinger: Ein Griff ins fallende Messer?

Veröffentlicht am 31.03.2019, 09:18
Bilfinger: Ein Griff ins fallende Messer?
AABA
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Bilfinger: Ein Griff ins fallende Messer?

Das Mannheimer Traditionsunternehmen Bilfinger (WKN:590900) hat sich in den vergangenen Jahren nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Die vergangenen Vorfälle lesen sich wie aus einem guten Krimi. Darunter musste bis zuletzt auch der Aktienkurs leiden.

Doch wie kam es eigentlich dazu, dass das milliardenschwere Unternehmen in Schieflage geriet? Und könnte die Aktie nun ein Turnaround-Kandidat werden? All dies möchte ich hier näher erläutern.

Ein Blick in die Vergangenheit 2010 Seit 2010 läuft es für Bilfinger nicht mehr ganz so rund. Denn das 1975 gegründete Bauunternehmen, das durch Zusammenschlüsse zum Großkonzern wurde, hatte mit negativen Vorwürfen bei einem Bauprojekt in Köln zu kämpfen. Im selben Jahr wurde das Unternehmen bei einem Bauprojekt für die Deutsche Bahn erneut mit Vorwürfen konfrontiert.

2013 Aufgrund einer Schmiergeldaffäre in Nigeria wurde Bilfinger in den USA zu einer Strafzahlung von 32 Mio. US-Dollar verurteilt. Bilfinger musste außerdem versprechen, dass die unternehmenseigene Compliance verbessert wird. Dazu musste das Unternehmen einen unabhängigen, externen Compliance-Beauftragten engagieren. Anderenfalls wäre das USA-Geschäft von Bilfinger in Gefahr gewesen.

2014 Nach mehreren Gewinnwarnungen in Folge und Differenzen mit dem damaligen Aufsichtsrat räumte der Vorstandsvorsitzende Roland Koch (ehemaliger Ministerpräsident von Hessen) seinen Posten. Die Gründe für die Gewinnwarnungen waren laut Bilfinger damals ein schwächelndes Geschäft, bedingt durch die Energiewende, sowie anhaltende Probleme beim Konzernumbau.

2017 Das Mannheimer Unternehmen kündigte seine Chefermittlerin. Diese war bis dato für die Untersuchung von Compliance-Verstößen zuständig. Derzeit ist das Verfahren bezüglich der Kündigung noch vor Gericht, da nicht geklärt ist, aus welchem Grund die Kündigung erfolgte.

2018 Schlagabtausch in der Firmenzentrale. Bilfinger möchte alle ehemaligen Vorstandsmitglieder der Gesellschaft, die von 2006 bis 2015 im Amt waren, verklagen. Ausgenommen sind all jene Vorstandsmitglieder, die das Amt erst seit 2015 ausführten. Der Grund dafür ist die Pflichtverletzung bei der Implementierung eines ordnungsgemäßen Compliance-Managementsystems.

Im gleichen Zug wurden Untersuchungen eingeleitet, ob auch ehemalige Aufsichtsratsmitglieder gegen die vorliegenden Sachverhalte verstoßen haben.

Wie steht es derzeit um Bilfinger? Zunächst muss man festhalten, dass Bilfinger aus dem einstigen Sorgenkind – der Baubranche – fast komplett ausgestiegen ist. Stattdessen fokussiert sich das Unternehmen verstärkt auf Dienstleistungen für die Industrie.

Im Februar dieses Jahres legte Bilfinger die Zahlen für das Geschäftsjahr 2018 offen. Zur Freude der Anleger war das bereinigte Konzernergebnis mit 36 Mio. Euro zum ersten Mal seit 2014 wieder positiv. Der Vorstand schlug daraufhin eine Dividende von 1 Euro je Aktie vor.

Bilfinger hatte von September 2017 bis Oktober 2018 ein Aktienrückkaufprogramm gestartet. Nach Angaben des Unternehmens wurden 3.942.111 eigene Aktien (8,92 % des Aktienkapitals) zu einem durchschnittlichen Preis von 38,05 Euro pro Aktie zurückgekauft.

Der Aktienkurs ist nach wie vor weit von seinem damaligen Allzeithoch im März 2014 von knapp über 90 Euro entfernt und pendelt aktuell (Stand: 26.03.2019) bei rund 30 Euro. Der Gewinn je Aktie verbesserte sich im Geschäftsjahr 2018 auf ein bereinigtes Ergebnis pro Aktie von 0,87 Euro. Im Geschäftsjahr 2017 waren es noch -0,19 Euro.

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt somit – ausgehend von einem Aktienkurs von 30,30 Euro (Stand: 28.03.2019) – bei rund 35. Das Kurs-Buchwert-Verhältnis liegt bei nahezu 1.

Bilfinger: Ein Griff ins fallende Messer?

Quelle: Yahoo! (NASDAQ:AABA) Finanzen

Der Blick nach vorne Ein entscheidendes Indiz für das Wachstum geben die Auftragsbücher preis. Der Auftragseingang wurde im Geschäftsjahr 2018 – verglichen mit dem Vorjahr – um 12 % gesteigert und lag bei rund 4,5 Mrd. Euro.

Bedingt durch den Konzernumbau hat Bilfinger Anfang 2017 seine Strategie 2020 vorgestellt. Diese setzt sich aus mehreren Zielen zusammen. Zum einen eine klare Aufteilung der Geschäftsfelder, die in der nachfolgenden Tabelle ersichtlich wird.

Segmente Regionen Kundengruppen
Engineering & Technologies
Maintenance, Modifications & Operations
Kontinentaleuropa
Nordwesteuropa
Nordamerika
Naher Osten
Chemie & Petrochemie
Energie & Versorgung
Öl & Gas
Pharma & Bio-Pharma
Metallurgie
Zement
Anknüpfend daran soll das Geschäftskonzept zunächst stabilisiert werden. Anschließend soll der Auf- und Ausbau erfolgen. Denn der Konzern ging bei der Veröffentlichung der Strategie im Jahr 2017 von einem jährlichen Wachstum von durchschnittlich mindestens 5 % aus.

Auch finanziell will sich Bilfinger bis 2020 wieder in ruhigeres Fahrwasser bringen. Dazu soll die bereinigte EBITA-Marge bis 2020 auf rund 5 % gesteigert werden. Im Geschäftsjahr 2018 lag die bereinigte EBITA-Marge bei 1,6 %. Die Erhöhung der bereinigten EBITA-Marge soll mithilfe einer Senkung der Verwaltungs- und Vertriebskosten in Relation zum Umsatz erreicht werden. Gleichzeitig soll die Bruttomarge um 2 Prozentpunkte erhöht werden.

Mein Fazit Ob die Aktie von Bilfinger das Potenzial zum Turnaround hat, wird sich durch das Beobachten der nächsten Quartalsberichte zeigen. Bisher lässt sich jedoch deutlich erkennen, dass das Unternehmen an sich arbeitet. Erste Erfolge sind zum Beispiel durch die Steigerung der Auftragsbücher erkennbar.

Sven Rothermel besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.

Motley Fool Deutschland 2019

Dieser Artikel erschien zuerst auf The Motley Fool

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