KARLSRUHE (dpa-AFX) - Die Tarifverhandlungen für die 76 000 Beschäftigten in der Südwest-Chemiebranche sind wie erwartet vertagt worden. Man habe die Forderungen der Gewerkschaft zurückgewiesen und kein Angebot gemacht, sagte ein Sprecher der Arbeitgeber am Donnerstag in Karlsruhe. Die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) hatte eine Entgelterhöhung von fünf Prozent für die 76 000 Beschäftigten in Baden-Württemberg gefordert, und zwar bei einer Laufzeit von einem Jahr.
Edgar Vieth vom Arbeitgeberverband Chemie Baden-Württemberg hielt das für zu hoch. Die Firmen müssten wettbewerbsfähig bleiben, begründete er seine Ablehnung. "Die besonders im internationalen Vergleich hohen Kosten in Deutschland müssen wir in den Griff bekommen."
Aus Sicht der Gewerkschaft wäre die Entgelterhöhung hingegen auch wegen der guten Konjunktur für die Firmen verkraftbar. "Die Arbeitgeber reden eine gute wirtschaftliche Situation [...] herunter", sagte IG-BCE-Landeschefin Catharina Clay.
Die Verhandlungen gehen am 14. Juni auf Bundesebene in Hannover weiter - die Landesverbände von Arbeitgebern und Arbeitnehmern sind dann nicht mehr direkt involviert, vielmehr verhandeln dann die Bundesorgane über einen bundesweit gültigen Tarifvertrag. "Wir werden dort versuchen, so schnell wie möglich zu einem tragfähigen Ergebnis zu kommen", sagte Clay. Auf die Frage, wie die Chancen auf eine Einigung in Hannover stünden, sagte sie, das hänge von den Arbeitgebern ab.
Die Chemiebranche im Südwesten ist mittelständisch geprägt und nicht wie in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz von großen Konzernen dominiert. Zu der Branche in Baden-Württemberg zählen das Mannheimer Pharmaunternehmen Roche (FSE:RHO5) (VTX:ROG) Diagnostics, das Dämmstoffunternehmen Sto in Waldshut und die Deutschlandzentrale des französischen Reifenherstellers Michelin (PA:MICP) (FSE:MCH) (PSE:PML). Hinzu kommen zahlreiche kleinere Firmen mit zumeist nur 100 bis 300 Mitarbeitern. Der jetzige Tarifvertrag läuft noch bis Ende August, das im März 2015 beschlossene Papier enthielt eine Entgelterhöhung von 2,8 Prozent.