Zürich, 12. Aug (Reuters) - Der Schweizer Franken hat sich
am Freitag gegenüber Euro und Dollar markant abgeschwächt. Für
die Gemeinschaftswährung
Dollar und Euro waren nach dem Bekenntnis der USA zu einer langfristigen Nullzinspolitik in der Nacht auf Mittwoch auf neue Tiefststände gefallen, als die von den Schuldenkrisen beiderseits des Atlantiks und Konjunktursorgen verunsicherten Anleger immer stärker in vermeintlich "sichere Häfen" wie Gold, Yen und eben Franken geflüchtet waren.
"Jetzt stehen auch alle Politiker hinter der SNB", sagte ein Händler. "Damit kriegt die Drohung der SNB mehr Gewicht." Die Notenbank hatte wegen der bedrohlichen Stärke des Frankens die Geldschleusen weit geöffnet und angekündigt, bei Bedarf weiter Maßnahmen ergreifen zu wollen. Direktoriumsmitglied Thomas Jordan hatte jüngst in einem Zeitungsinterviews angedeutet, dass auch eine vorübergehende Anbindung des Frankens an den Euro nicht ausgeschlossen sei.
Ein SNB-Sprecher lehnte auf die Frage, ob die Notenbank im Markt interveniere, eine Stellungnahme ab.
Politiker aller Parteien hatten sich in den vergangenen Tagen hinter die Notenbank gestellt. Das war nicht immer so: Die SNB hatte im Vorjahr mit Milliardenbeträgen gegen die Talfahrt des Euro interveniert und deswegen einen Jahresverlust von gut 19 Milliarden Franken eingefahren. Ihre letztlich erfolglosen Bemühungen hatten der Notenbank - allen voran ihrem Präsident Philipp Hildebrand - herbe Kritik von politischer Seite eingebracht. Christoph Blocher, der Vordenker der national-konservativen SVP, hatte Hildebrand deswegen sogar den Rücktritt nahegelegt. Für Bund und Kantone steht viel Geld auf dem Spiel - die SNB räumt der Stärkung ihrer Bilanz Vorrang vor der Ausschüttung möglicher Gewinne ein. Industrie, Einzelhandel und Gewerkschaften in der Schweiz hatten zuletzt immer lauter ein Eingreifen von Politik und SNB gefordert. Vor allem die Talfahrt des Euro, der wichtigsten Partnerwährung der exportabhängigen Schweizer Industrie, drückt auf die Gewinnmargen der Firmen und die treibt Konsumenten zum Einkauf ins nahe EU-Ausland.
(Reporter: Paul Arnold und Rupert Pretterklieber; Mitarbeit von Katie Reid und Silke Koltrowitz; redigiert von Olaf Brenner)