Investing.com - Die Türkische Lira erholt sich am Donnerstag gegenüber dem Dollar von einem Rekordtief, nachdem sie am Vortag den größten Abstieg seit dem fehlgeschlagenen Staatsstreich in 2016 verzeichnet hatte.
USD/TRY handelt bei 3,7845, ein Verlust von 2,07 Prozent gegenüber dem Schlusskurs am Mittwoch. Am Mittwoch erreichte das Paar mit 3,9423 ein Hoch und schloss die Börsensitzung mit Gewinnen von rund 2,0 Prozent.
Es war der größte Abstieg der Lira seit dem fehlgeschlagenen Staatsstreich im vergangenen Juli, bei dem die Regierung des Präsident Recep Tayyip Erdogan gestürzt werden sollte.
Die Lage an den Wachstumsmärkten spitzt sich nach dem überraschenden Wahlsieg Donald Trumps im November zu. Die Aussichten auf steigende Zinssätze veranlassen die Anleger dazu, ihr Bargeld aus den entwickelnden Wirtschaften abzuziehen.
Die Türkei ist dabei aufgrund des hohen politischen und wirtschaftlichen Risikos und relativ niedriger Zentralbankreserven zur Absicherung ihrer Währung besonders anfällig.
Eine Reihe von Terroranschlägen, ungewisse wirtschaftliche Aussichten und Sorgen über die politische Instabilität drücken den Lira-Kurs nach unten.
Im laufenden Jahr verbuchte die Lira gegenüber dem Dollar trotz der Absicherungsbemühungen der Zentralbank bereits Verluste von rund 7 Prozent.
Die türkische Zentralbank lockerte ihre Anforderungen in Bezug auf Devisenreserven um einen halben Prozentpunkt. Dadurch sollen es die Banken leichter haben, Fremdwährungen in den Markt fließen zu lassen und so die Lira zu stützen.
Am Mittwoch veröffentlichte Daten belegten, dass das Leistungsbilanzdefizit der Türkei sich im November ausgeweitet hat. Dies bedeutet zusätzlichen Druck für eine Wirtschaft, die bereits mit einer Währungsabwertung zu kämpfen hat.
Bei einem hohen Leistungsbilanzdefizit benötigt die Türkei Investitionen aus dem Ausland, um das Minus auszugleichen.
Sowohl Standard and Poor’s als auch Moody’s werteten die Kreditwürdigkeit des Landes 2016 auf Ramschstatus ab.
Die Rating-Agentur Moody‘s prognostizierte am Montag, dass die Bankengewinne in diesem Jahr von einem Anstieg der faulen Kredite beeinträchtigt werden. Weiterhin warnte die Agentur vor einer „allgemeinen Verschlechterung“ des Investitionsklimas in der Türkei.
Präsident Erdogan machte am Donnerstag eine Verschwörung für den aktuellen Absturz der Lira verantwortlich. Seiner Aussage zufolge seien diejenigen, die den Wechselkurs als Waffe nutzten, mit Terroristen gleichzusetzen.
Die Hintermänner der angeblichen Verschwörung wurden nicht genannt.
Der US-Dollar derweil fällt am Donnerstag gegenüber dem Währungskorb auf ein Monatstief. Donald Trump ließ während seiner ersten Pressekonferenz als designierter US-Präsident erneut jegliche Details zu seinen Wirtschaftsplänen vermissen.
Trump enttäuschte Anleger, die auf einen Überblick über die Konjunkturmaßnahmen wie Infrastrukturausgaben und Steuerreformen gehofft hatten.
Der US-Dollar-Index, der die Performance des Greenbacks an einem handelsgewichteten Währungskorb aus sechs anderen Hauptwährungen misst, erreichte mit 101,00 den niedrigsten Stand seit dem 14. Dezember und stand zuletzt bei 101,91, ein Verlust von 0,77 Prozent für den Tag.