von Robert Zach
Investing.com - Die US-Notenbank Fed hat gestern Abend ihren Leitzins um weitere 75 Basispunkte erhöht. Es war die dritte ungewöhnlich hohe Zinsanhebung in Folge. Mit 3,00 bis 3,25 Prozent hat die Fed Funds nun ihren höchsten Stand seit 2008 erreicht. Zur Eindämmung der hartnäckig hohen Inflation soll der Zins weiter steigen.
Zum Jahresende peilen die US-Notenbanker ein Zinsniveau von 4,4 Prozent an. Im Juni hatte man noch mit 3,6 Prozent gerechnet. Ende 2023 soll der Leitzins dann bei 4,6 Prozent liegen.
An den Börsen ging es nach dem Fed-Entscheid sichtbar bergab: der Dow Jones Industrial büßte am Ende 1,70 Prozent auf 30 183,78 Punkte ein. Der marktbreite S&P 500 fiel um 1,71 Prozent auf 3789,93 Zähler. Der technologielastige Nasdaq 100 verlor 1,80 Prozent auf 11 637,79 Punkte. Umgekehrt legten der US-Dollar und die Rendite zweijähriger US-Staatsanleihen zu und profitierten von der Aussicht auf ein lang anhaltendes höheres Zinsumfeld.
Michael Metcalfe, Head of Macro Strategy bei State Street (NYSE:STT) Global Markets in London, kommentiert die jüngste Entscheidung der amerikanischen Notenbank wie folgt:
"Es spricht Bände darüber, wie stark die Erwartungen an den Zinsschritt der Fed gestiegen sind, dass eine Zinserhöhung um 75 Basispunkte inzwischen Konsens ist. Wie der Hirtenjunge aus Äsops Fabel, der spaßeshalber 'Wolf' rief, oder sollte es eher 'Taube' heißen? Die Marktteilnehmer haben in diesem Jahr mehrfach erfolglos versucht, den Höchststand der US-Leitzinsen vorauszusagen. Die Fed selbst geht inzwischen von einem Höchststand von gut 4 Prozent und einer anhaltend restriktiven Geldpolitik bis 2025 aus, womit die 'Falken' innerhalb der Fed den Gipfel ihres Einflusses erreicht haben dürften. Nur ein zusätzlicher Inflationsschock könnte bewirken, dass der Leitzins noch höher als schon erwartet steigen wird. Im Moment sieht der von [State Street] PriceStats erfasste Inflationstrend aber eher freundlich aus, denn die ersten 17 Tage des Monats deuten auf den zweiten Monat in Folge mit unveränderten Preisen und einer rückläufigen Gesamtinflationsrate hin. Sollte sich dieser Trend fortsetzen und sich auf die Kerninflation ausweiten, dürften im November und Dezember kleinere Zinserhöhungen anstehen, die den Märkten endlich mehr Vertrauen geben, dass der Höchststand der Leitzinsen bereits vollständig eingepreist ist."