Von Geoffrey Smith
Investing.com - Italienische Aktien und Anleihen konnten am Mittwoch zarte Gewinne verzeichnen, nachdem Mario Draghi sich nun doch bereit erklärt hat, Premierminister zu bleiben.
In einer Rede vor dem Senat sagte Draghi, er sei bereit, eine neue Koalition zusammenzustellen. Er warte immer noch auf einen Sinneswandel der 5-Sterne-Bewegung (M5S), die sich letzte Woche in einem Vertrauensvotum aufgrund Differenzen weigerte, ihn in seinem wirtschaftspolitischen Kurs zu unterstützen.
„Der einzige Weg, wenn wir zusammenbleiben wollen, ist, diesen (Regierungs-)Pakt mit Mut und Altruismus wieder aufzubauen“, sagte Draghi. Er verwies auf die breite Unterstützung für die Regierung in der Bevölkerung insgesamt und bei Italiens klammen Kommunalbehörden.
„Es ist eine unverdiente Unterstützung, aber ich bin sehr dankbar dafür“, sagte Draghi.
Die Erleichterung mischte sich jedoch mit Vorsicht, da Draghi seinen Posten als Premierminister immer noch von einem Sinneswandel der 5-Sterne-Bewegung abhängig zu machen schien.
„Sind Sie bereit, den Regierungspakt wieder aufzubauen?“ fragte er die versammelten Senatoren. „Sie schulden nicht mir die Antwort, sondern dem Land.“
Der italienische Leitindex FTSE MIB, der vor Draghis Rede schwach in den Handel gestartet war, stieg zunächst um bis zu 1 %, bevor er den größten Teil seiner Gewinne wieder abgab. Bis 9:30 Uhr MEZ wurde er bei 21.669 Punkten gehandelt. Die Rendite 10-jähriger italienischer Staatsanleihen – die sich umgekehrt zu den Kursen bewegt – reagierte positiver: Sie fiel von 3,44 % vor Draghis Rede auf 3,29 %.
Italiens Finanzmärkte haben enormes Vertrauen in Draghis Fähigkeit gesetzt, Hunderte von Milliarden Euro an Unterstützung aus dem EU-Wiederaufbaufonds nach der Pandemie freizusetzen. Ohne dieses Geld und angesichts steigender Kosten für die Bedienung von Schulen in Höhe von 2,25 Billionen Euro sind die Märkte nervöser denn je. Denn sollte er das Parlament doch noch verlassen, würde er das Feld linken und rechten Populisten überlassen, die das Parlament derzeit dominieren. Beide Lager zeigten sich in der Vergangenheit ablehnend gegenüber der EU.