Investing.com - Die US-Ratingagentur Fitch Ratings hat heute den Ausblick für die Kreditwürdigkeit Chinas gesenkt. Begründet wird der Schritt mit der Sorge um die wachsende Staatsverschuldung und die Konjunkturabkühlung in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt.
Fitch stufte den Ausblick für die Kreditwürdigkeit des Landes von „Stabil“ auf „Negativ“ herab. Gleichzeitig bestätigten sie jedoch das A+-Rating für China.
„Der revidierte Ausblick spiegelt die steigenden Risiken für Chinas Staatsfinanzen angesichts der unsichereren wirtschaftlichen Aussichten wider. Zur gleichen Zeit versucht die chinesische Führung von einem auf Immobilien basierenden Wachstum zu einem nachhaltigeren Wachstumsmodell überzugehen“, so die Ratingagentur in einer Mitteilung.
Fitch erwartet, dass sich das Wachstum des chinesischen Bruttoinlandsprodukts von 5,2 % im Jahr 2023 auf 4,5 % im laufenden Jahr verlangsamt. Damit würde die Prognose der Führung in Peking von 5 % aufgrund der anhaltenden Schwäche des Immobilienmarktes und der schwachen Konsumausgaben verfehlt. Zwar soll der konjunkturelle Gegenwind durch verstärkte fiskalische Impulse etwas ausgeglichen werden. Das bedeutet aber auch eine höhere Verschuldung.
Fitch rechnet damit, dass die Staatsverschuldung von 56,1 % im Jahr 2023 auf 61,3 % des BIP im Jahr 2024 ansteigen wird. Diese Entwicklung sei vor allem auf die verstärkte fiskalische Unterstützung Pekings zur Stützung des Wirtschaftswachstums zurückzuführen.
Auch die deflationären Tendenzen in China bleiben laut Fitch besorgniserregend. Eine anhaltende Deflation berge weitere Risiken für das BIP des Landes. Die Inflationsdaten für März werden morgen erwartet und dürften weitere Hinweise auf die Deflationsentwicklung liefern.
Dennoch bestätigte die Ratingagentur ihr A+-Rating für China aufgrund der relativ stärkeren Wachstumsaussichten im Vergleich zu anderen Ländern. Die Diversifizierung der Wirtschaft des Landes und seine Bedeutung für den Welthandel dürften weiterhin für Wachstum sorgen.
In den letzten Monaten haben die Sorgen über eine Verlangsamung des Wirtschaftswachstums in China zugenommen, insbesondere weil die Erholung nach der Coronapandemie 2023 weitgehend ausgeblieben ist. Die anhaltende Krise auf dem Immobilienmarkt, der ein Viertel des chinesischen BIP ausmacht, trübt ebenfalls die Aussichten für China.
Bereits im Dezember hatte die Ratingagentur Moody's (NYSE:MCO) den Ausblick für China auf „negativ“ gesenkt.
Chinas Finanzministerium reagiert auf Fitch-Herabstufung
Lokalen Medienberichten zufolge hat das chinesische Finanzministerium die Herabstufung durch Fitch bedauert. Gleichzeitig kritisierten chinesische Regierungsvertreter das Bewertungssystem der Ratingagentur, das positive Effekte der Finanzpolitik nicht berücksichtige.
Das chinesische Finanzministerium erklärte derweil, dass seine Bemühungen, die hohe Verschuldung abzubauen, geordnet voranschreiten und das Gesamtrisiko weiterhin beherrschbar sei.