Investing.com - Das Direktoriumsmitglied der Europäischen Zentralbank (EZB), Isabel Schnabel, sagte in einem Interview mit Politico, das am Montag auf der Website der Euro-Notenbank veröffentlicht wurde, dass eine Leitzinserhöhung um einen halben Prozentpunkt im Mai "nicht vom Tisch" sei.
Ökonomen gehen derzeit davon aus, dass sich die Notenbank auf ihrer Mai-Sitzung für eine Anhebung um 25 Basispunkte entscheidet.
Die EZB werde ihre Entscheidungen auch weiterhin anhand konkreter Daten treffen, bekräftigte sie. "Bislang hat sich die Kerninflation weiter erhöht. Es besteht eine große Unsicherheit, und deshalb müssen wir uns die eingehenden Daten genau ansehen", erläuterte Schnabel und ergänzte, dass es verfrüht sei, "den Sieg über die Inflation zu erklären".
"Ich halte es für ziemlich wahrscheinlich, dass die Kerninflation in den kommenden Monaten ihren Höhepunkt erreichen wird, allerdings ist nicht klar, ob das schon sehr bald der Fall sein wird. Und noch einmal: Sie konzentrieren sich zu sehr auf den Höchststand. Der Höchststand ist ein einzelner Datenpunkt. Wenn die Kerninflation einen Höchststand erreicht, aber sehr hoch und sehr hartnäckig bleibt, kann der Informationsgehalt dieses Datenpunkts relativ begrenzt sein. Was wir also wirklich brauchen, ist die Gewissheit, dass sie tatsächlich nachhaltig zurückgeht."
Die Teuerung in der Eurozone ging von 8,5 % im Februar auf 6,9 % im März zurück. Gleichzeitig kletterte die Kerninflation mit 5,7 % auf ein neues Allzeithoch, was ein deutliches Zeichen dafür ist, wie verfestigt und kompliziert das Phänomen der steigenden Preise geworden ist.
Auf dem Weg in eine Rezession sieht die EZB-Notenbankerin den Euroraum nicht. "Bislang gibt es keine besonderen Anzeichen für eine Abschwächung der wirtschaftlichen Entwicklung", resümierte sie.