Investing.com - Die Zukunft des US-Dollars steht auf dem Spiel - eine Warnung, die nicht nur Investoren aufhorchen lässt, sondern auch die gesamte globale Wirtschaft in ihren Grundfesten erschüttern könnte. Jim Rogers, renommierter Starinvestor und ehemaliger Geschäftspartner des Milliardärs George Soros, hat jüngst seine Stimme in den Chor derer eingereiht, die prophezeien, dass die Ära des Dollars als weltweite Leitwährung allmählich ihrem Ende entgegenblickt.
In einem kürzlich veröffentlichten Interview mit Sputnik sprach Jim Rogers über die sich abzeichnende Abkehr vom Dollar und die wachsende Suche der Länder nach Alternativen zur bisherigen Weltreservewährung. Die Auswirkungen dieses Wandels könnten das gesamte globale Finanzsystem umkrempeln und eine neue Ära der Währungsdominanz einläuten.
"Viele Freunde Amerikas setzen sich in Bewegung und versuchen, etwas zu finden, das mit dem US-Dollar konkurrieren und ihn letztendlich ersetzen kann. Das wird geschehen. Das ist schon immer passiert", sagte er und ergänzte, dass seiner Meinung nach "die Zeit des US-Dollars zu Ende geht".
Rogers erklärte, der erste Grund, warum sich viele Länder vom Dollar abwenden, sei, dass die USA das am höchsten verschuldete Land in der Geschichte seien. Viele Menschen beginnen zu denken: "Moment mal, ich weiß nicht, ob wir dieses Geld überhaupt nutzen wollen, denn eines Tages wird es ein Problem geben", sagte er.
Diese Bemerkungen fallen in eine Zeit, in der die Verhandlungen über die Anhebung der US-Schuldenobergrenze weitergehen und die mächtigste Volkswirtschaft der Welt bereits Anfang Juni einen Zahlungsausfall und damit möglicherweise eine globale Finanzkrise auslösen könnte.
Rogers verwies auch auf die USA und ihre Verbündeten, die als Reaktion auf die Invasion Russlands in der Ukraine schwere Sanktionen gegen das Land erlassen haben, zuletzt am Freitag, was er als eine "Militarisierung des US-Dollars" ansieht:
"Eine internationale Währung sollte völlig neutral sein. Jeder kann sie für das verwenden, was er will. Aber Washington ist dabei, die Spielregeln zu ändern. Und wenn sie sich über dich ärgern, drehen sie dir einfach den Geldhahn zu", erklärte er.
"Selbst die Freunde Amerikas machen sich Sorgen über das, was ihnen passieren könnte. Folglich bewegt sich die Welt immer schneller", bemerkte er.
Dennoch räumte Rogers, wie auch andere, ein, dass es derzeit keine wirklich praktikable Alternative zum US-Dollar gibt:
"Bisher hat die Welt keine Lösung gefunden, um den Dollar zu ersetzen oder gar mit ihm zu konkurrieren", sagte er. Die Option, den Yuan als Reservewährung einzusetzen, schloss er aus. "Die Chinesen erlauben es einem nicht, die Währung zu kaufen und zu verkaufen, sie ist nicht vollständig konvertierbar".
Die BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) arbeiten derzeit an der Entwicklung einer gemeinsamen Währung, die ihre Abhängigkeit vom US-Dollar reduziert. Die Staats- und Regierungschefs der BRICS-Staaten wollen diesen Vorschlag auf ihrem nächsten Gipfeltreffen im August diskutieren.
Sollte die Initiative tatsächlich umgesetzt werden, wäre dies nach Ansicht der meisten Ökonomen ein Faktor, der die Dominanz des US-Dollars nachhaltig untergraben könnte.
In einem anderen Teil der Welt haben unterdessen zehn südostasiatische Länder kürzlich vereinbart, die Nutzung nationaler Währungen zu fördern, um ihre Abhängigkeit vom US-Dollar und anderen westlichen Finanzsystemen zu verringern.