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Börse Frankfurt-News: "Prima Dividende? Für Fondsanleger nicht unbedingt"

Veröffentlicht am 22.04.2024, 10:49
© Reuters.

FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Alle Jahre wieder kommt die Dividendensaison, und jedes Mal hagelt es Fakten, Halbwahrheiten, Mythen und Irrelevantes. Zeit, dass Anlegerinnen und Anleger Ordnung in den Wust bringen, meint Ali Masarwah, Fondsanalyst und Geschäftsführer des Finanzdienstleisters envestor.

22. April 2024. Pünktlich zum Beginn der Dividendensaison wurde in der vergangenen Woche die Dividendenstudie der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, kurz DSW, veröffentlicht. Sie sorgt für stets dieselben Schlagzeilen: prima Dividende! Die Ausschüttungen brechen laut der jährlichen Studie immer wieder Rekorde. In diesem Jahr schütten die Unternehmen im DAX, MDAX und SDAX 62,5 Milliarden Euro aus - der dritte Rekord in Folge. Auch Fondsgesellschaften heben gerne die Ausschüttungen hervor, die ihre Dividendenfonds auskehren. Bei Deutschlands größtem Aktienfonds, dem DWS (ETR:DWSG) Top Dividende, waren es zuletzt 630 Millionen Euro, auch ein Rekord. Was Dividenden für Fondsbesitzerinnen und -besitzer bedeuten, wollen wir in fünf Thesen zusammenfassen.

1. Dividenden sind ein wichtiger, aber variabler Bestandteil der Aktienrendite

Ein DAX ohne Dividende wäre noch weniger als das sprichwörtliche Salz in der Suppe. Die Performance des deutschen Leitindex kommt durch die Kombination aus Dividenden und Kurssteigerungen (auch Total (EPA:TTEF) Return genannt, kurz TR) zustande. In den vergangenen 20 Jahren legte der DAX um 347 Prozent zu. Fließen Dividenden nicht in die Berechnung ein, hätte der DAX nur um 145 Prozent zugelegt. Diese Rendite hat der sogenannte Preis-Index erzielt. Der Unterschied ist auf den Zinseszinseffekt zurückzuführen. Die Thesaurierung von Ausschüttungen, das sogenannte Compounding, ist ein wichtiges Erfolgsrezept der Aktienanlage.

Allerdings schwankt die Bedeutung der Dividende je nach Region und Branche. Während Dividenden für den DAX von entscheidender Bedeutung sind, ist das beim Nasdaq anders. Hier sind Kurssteigerungen entscheidend. Der Nasdaq 100 inklusive Dividenden stieg in den vergangenen 20 Jahren um 1.338 Prozent. Ohne waren es 1.103 Prozent. Das ist mehr als dreimal so viel, wie der DAX inklusive Dividenden erzielt hat. Im DAX dominieren Old-Economy-Branchen wie Autos, Chemie, Finanzdienstleister und Immobilien. Der Nasdaq ist der Growth-Markt schlechthin. Hier finden sich die großen Tech-Plattformen wie Apple (NASDAQ:AAPL), Alphabet (NASDAQ:GOOGL), Meta (NASDAQ:META), Microsoft (NASDAQ:MSFT) und Nvidia (NASDAQ:NVDA). Wer in Growth-Portfolios investiert, kommt oft ohne Dividenden zum Anlageerfolg.

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2. Die Performance-Berechnung bei Fonds hat spezielle Tücken

Bei Fonds gibt es einen wichtigen Unterschied zu Indizes in der Renditeberechnung. Auch bei ausschüttenden Fonds wird für die Berechnung der Performance unterstellt, dass die Ausschüttungen unmittelbar wieder investiert werden, auch wenn sie faktisch bei den Anlegenden landen (man spricht auch von der sogenannten BVI-Methode). Anleger in ausschüttenden Fonds erzielen also eine geringere Rendite, als es die offizielle Performance-Darstellung glauben macht, vereinnahmen dafür aber die Ausschüttungen.

Übertragen auf den DAX hätten Anleger in den vergangenen 20 Jahren bei laufender Vereinnahmung von Dividenden ein Kursplus von 145 Prozent erzielt, bei der Renditedarstellung aber eine Performance von 347 Prozent angezeigt bekommen. Fondsanleger halten also den Spatz in der Hand, könnten anhand der Performance-Berechnung aber dem Missverständnis aufliegen, dass auch die Taube auf dem Dach lockt. Halten wir fest, dass Anleger nicht zugleich die Fonds-Ausschüttungen kassieren und in den Genuss eines Total Return kommen können.

Blicken wir auf den DWS Top-Dividende: Der ausschüttende Fonds hat in den vergangenen fünf Jahren ein Plus von knapp 5 Prozent pro Jahr erzielt. Bei einer jährlichen Ausschüttungsrendite von rund 3,5 Prozent bedeutet das, dass der Fonds faktisch ein Kursplus von knapp 1,5 Prozent pro Jahr erzielt hat. Wer die Fondsausschüttungen auf den Kopf gehauen hat, mag um genussvolle Erfahrungen bereichert worden sein, einen Beitrag zur langfristigen Vermögensbildung hat der Fonds allerdings nicht geleistet, ja, er hat nicht einmal einen Inflationsausgleich erreicht.

3. Mehr Dividende bedeutet oft weniger Fonds-Performance

Aus dem oberen Vergleich zwischen dem DAX und dem Nasdaq ist es bereits angeklungen: Für die Aktienrendite sind Dividenden wichtig, aber der Umkehrschluss, dass mehr Dividende eine höhere Gesamtrendite bringt, ist nicht zwingend. In den vergangenen 20 Jahren war sogar das Gegenteil der Fall. Entsprechend sollten Anleger die Kategorie der Dividendenfonds kritisch hinterfragen. Deren Ziel ist zumeist die Maximierung der Fondsausschüttungen.

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Wer nur auf die Dividenden bzw. auf die daraus resultierenden Fondsausschüttungen schaut, droht, sich ein Portfolio aus wenig wachsenden Unternehmen zusammenzustellen. Unternehmen, die ihre Gewinne größtenteils oder sogar vollständig ausschütten, investieren weniger als Wachstums-Unternehmen. Wachstumsfirmen im Portfolio außen vorzulassen, war in den vergangenen Jahrzehnten desaströs für die Rendite. Angesichts der sich KI-Revolution und dem immensen technologischen Fortschritt unserer Zeit wird das mutmaßlich weiter der Fall sein. Die Gefahr, mit Aktien langfristig eine Underperformance zu verbuchen, ist das größte Risiko, das Sie eingehen können.

4. Weil Dividenden keine Zinsen sind, sind Dividendenfonds kein Anleihen-Ersatz

Die Dividenden- bzw. Ausschüttungsrendite ist ein denkbar schlechtes Maß für die Auswahl eines Aktienfonds oder -ETFs, denn sie weckt falsche Assoziationen mit Anleihen. Für Anleiheninhaberinnen und -inhaber, die ihre Papiere bis zur Fälligkeit halten, ist die Rendite weitgehend identisch mit der Performance. Eine klassische Anleihe liefert konstante Kupons, und am Ende der Investition wird die Anleihe - "die 100" - in der Regel vollständig zurückgezahlt. Anlegende können sich mit Zinserträgen ziemlich gute, weil passende und zugleich vorhersehbare Ausschüttungsprofile erzeugen.

Anders bei Aktien: Hier ist das Kursrisiko so hoch, dass die Dividendenrendite nichts über die Rückzahlung der Investitionssumme aussagt. In Krisenzeiten können Aktien um 30, 40, 50 Prozent und mehr einbrechen, und es dauert mitunter Jahrzehnte, bis die Verluste aufgeholt werden. Vor diesem Hintergrund verblasst der Glanz der DAX-Ausschüttungen. Die Dividendenrendite beim deutschen Leitindex liegt aktuell bei gerade einmal 2,5 Prozent. Sie entspricht damit der Rendite zehnjähriger Bundesanleihen. Bedenkt man, dass der DAX zu rund 60 Prozent aus volatilen zyklischen Branchen (Autos, Banken, Industrie, Chemie, Immobilien) besteht, dann illustriert das, wie unsinnig Schlagzeilen wie "Dividenden sind der neue Zins" sind.

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5. In der Konsumphase sind solide Auszahlpläne gefragt und keine Dividendenfonds

Wer darauf angewiesen ist, seinem Fondsportfolio regelmäßige Erträge zu entnehmen, sollte einen Blick auf Anleihenfonds werfen. Sie erfüllen die Funktion, die Anleger in der Konsumphase benötigen. Der Zins ist zurück, und es gibt keinen Grund, warum Anlegende auf Dividendenfonds für laufende Erträge setzen sollten, zumal sie bei einer Korrektur Gefahr laufen, einen negativen Zinseszins-Effekt auszulösen. Dann ist das Geld schneller futsch, als man prima Dividende sagen kann.

Anlegerinnen und Anleger können auf jeden beliebigen Fonds, zumindest bei anlegerfreundlichen Finanzdienstleistern, einen kostenlosen Auszahlplan auf Fonds legen. Ausschüttungen sollten möglichst mit risikoarmen Fonds bestritten und dabei mit dem Gesamtertrag (TR) generiert werden. Optimale Ausschüttungen bieten derzeit gering schwankende Kurzläufer-Rentenfonds. Angesichts der inversen Zinskurve haben diese Fonds aktuell die attraktivsten Renditen. Sollte sich das ändern, kommen "herkömmliche" Rentenfonds ins Spiel.

Von Ali Masarwah, 22. April 2024, © envestor.de

Ali Masarwah ist Fondsanalyst und Geschäftsführer von envestor.de, eine der wenigen Fondsplattform, die Cashbacks auf Fonds-Vertriebsgebühren zahlt. Masarwah analysiert seit über 20 Jahren Märkte, Fonds und ETFs, zuletzt als Analyst beim Research-Haus Morningstar. Seine Expertise wird auch von zahlreichen Finanzmedien im deutschsprachigen Raum geschätzt.

Dieser Artikel gibt die Meinung des Autors wieder, nicht die der Redaktion von boerse-frankfurt.de. Sein Inhalt ist die alleinige Verantwortung des Autors.

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse (ETR:DB1Gn) AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.

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