* Versorger ziehen Dax hoch
* Fusionsfieber in den USA
(neu: Schlusskurse, SAP, Abbott, AstraZeneca, Crucell)
Frankfurt, 28. Sep (Reuters) - Der Sieg von Union und FDP
bei der Bundestagswahl hat dem deutschen Aktienmarkt am Montag
Auftrieb gegeben. Vor allem die Kurse der beiden Energiekonzerne
RWE und E.ON zogen an, nachdem die Anleger
auf zusätzliche Gewinne durch eine möglicherweise anstehende
Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke setzten. Der Dax<.GDAXI>
schloss 2,8 Prozent höher bei 5736 Punkten.
Doch auch an anderen Börsenplätzen in Europa ging es nach
oben, wenngleich weniger stark als in Frankfurt: Der
EuroStoxx50<.STOXX50E> schloss 2,4 Prozent höher bei 2899
Punkten. Keiner der 19 europäischen Branchenindizes verbuchte
Kursverluste. An der Wall Street, wo mehrere
Übernahmetransaktionen Investoren anlockten, notierte der Dow
Jones<.DJI> zugleich 1,3 Prozent höher bei 9791 Zählern.
HOFFNUNG AUF ZUSATZGEWINNE AUS AKW-STROM BEFLÜGELN E.ON & CO
Besonders den deutschen Versorgeraktien gab der Wahlsieg von
Schwarz/Gelb Schub: E.ON gingen 4,5 Prozent höher aus
dem Tag, RWE verteuerten sich um 4,2 Prozent. Die Anleger
erwarten, dass die künftige schwarz-gelbe Koalition die
Laufzeiten für Atomkraftwerke verlängern wird. WestLB-Volkswirt
Jörg Lüschow warnte jedoch vor übertriebenen Hoffnungen an die
neue Regierung in Deutschland. "Für umfangreiche
Steuerentlastungen, für den dringend notwendigen Umbau des
Sozialsystems und eine deutliche Steigerung der
wachstumsstimulierenden Ausgaben für Infrastruktur und Bildung
fehlen angesichts der leeren öffentlichen Kassen schlicht und
ergreifend die finanziellen Mittel", sagte Lüschow. Der
europäische Sektorindex<.SX6P> der Versorger zog um 2,3 Prozent
an und gehörte damit zu den größten Branchengewinnern.
Noch deutlicher legten in Europa die Chemiewerte zu, wo
gleich zwei Transaktionen für Schlagzeilen sorgten. Zum einen
kündigte der belgische Pharma- und Chemiekonzern Solvay
an, seine Arzneimittelsparte für 4,5 Milliarden Euro an den
US-Pharmakonzern Abbott Laboratories zu verkaufen. Für
die Investoren des belgischen Unternehmens keine gute Nachricht:
Sie hatten auf einen höheren Preis gehofft, die Aktien sackten
um 0,1 Prozent ab. Dagegen zogen die Titel von Abbott in New
York um 3,6 Prozent an. Zum anderen teilte die schottische
Biotechnologie-Firma Crucell mit, dass Johnson &
Johnson neue Crucell-Aktien für 302 Millionen Euro gekauft habe.
Johnson & Johnson zogen daraufhin an der Wall Street um 1,3
Prozent an, Crucell fielen um 3,9 Prozent. Einige Investoren
hätten gehofft, dass das Unternehmen übernommen werden könnte,
sagten Analysten. Der europäische Branchenindex verbuchte ein
Plus von 3,2 Prozent.
Die europäischen Pharmawerte<.SXDP> stiegen im Schnitt um
1,3 Prozent. Spekulationen, AstraZeneca könne von
Novartis geschluckt werden, trieben den Titel des
britischen Konzerns 2,8 Prozent in die Höhe - auch wenn
Börsianer eine solche Transaktion als wenig wahrscheinlich
bezeichneten, da Novartis noch mitten in der 39 Milliarden
Dollar schweren Übernahme von Alcon stecke. Novartis
schlossen in Zürich 0,9 Prozent höher.
Bei den Technologiewerten sorgte der Druckerhersteller
Xerox mit dem planten Kauf des Outsourcing-Dienstleisters
Affiliated Computer Services für 6,4 Milliarden Dollar
für Schwung. Xerox-Aktien büßten 17,6 Prozent ein, während
ACS-Papiere um 12,8 Prozent in die Höhe schossen. SAP
wurden von der Aufwärtsbewegung am Montag aber nicht erfasst:
Mit einem Minus von 0,9 Prozent war SAP neben der Deutschen
Börse einziger Verlierer im Dax. Händler verwiesen auf
Berichte, denen zufolge kleinere Wettbewerber dem
Technologieunternehmen das Leben schwer machen könnten.
(Reporter: Kerstin Leitel; redigiert von Olaf Brenner)