(neu: Indien, MPC, europäische Werte)
Frankfurt, 27. Nov (Reuters) - Im Schlepptau guter Vorgaben
aus den USA haben am Donnerstag die Kurse an den europäischen
Aktienbörsen zugelegt. Allerdings belastete Händlern zufolge die
Entwicklung in Indien den Markt. Der Dax<.GDAXI> notierte am
Nachmittag mit 4622 Punkten noch 1,3 Prozent höher, nachdem er
am Morgen bis zu 2,7 Prozent zugelegt hatte. "Keiner kann so
recht ermessen, was das bedeutet", sagte ein Händler mit Blick
die Anschläge auf Luxushotels in der indischen Finanzmetropole
Bombay, bei denen mindestens 100 Menschen getötet wurden. Die
indische Börse blieb am Donnerstag geschossen.
Wegen des Thanksgiving-Feiertages wurde auch an den
US-Börsen am Donnerstag nicht gehandelt. Händler sprachen daher
von einem sehr ruhigen Geschäft mit teils zufallsbedingten
Kurssprüngen. Favorisiert wurden einige Finanzwerte. "Heute
heißt es: Raus aus defensiven Werten, rein in die Titel, die
zuletzt schlecht gelaufen sind", begründete ein Händler den Run
auf die Aktien der Allianz und der Deutschen
Bank. Allianz stiegen um über neun Prozent, Deutsche
Bank um gut acht Prozent. Seit Jahresanfang haben die
Allianz-Titel über 60 Prozent und die Deutsche-Bank-Titel über
70 Prozent verloren. Auch im Stoxx50 zählten neben der Allianz
und der Deutschen Bank Finanztitel zu den Top-Performern: Banco
Santander gewannen sieben Prozent, Societe Generale
6,5 Prozent, Credit Suisse und ING
je etwa 5,5 Prozent.
Gefragt waren zudem einige Autowerte. Daimler
kletterten um 1,5 Prozent und BMW um 2,5 Prozent. Auch
Konsumwerte wie Metro waren mit einem Plus von über
sieben Prozent gesucht, In Paris profitierten die Aktien des
Einzelhändlers PPR von den Hoffnungen auf ein gutes
Weihnachtsgeschäft und stiegen um rund zehn Prozent. Die im
MDax<.MDAXI> notierten Aktien der deutschen Tochter
Puma kletterte ebenfalls um 9,5 Prozent. Dagegen
brachen in London die Titel von Kingfisher um fünf
Prozent ein, nachdem die größte europäische Baumarktkette vor
einer Eintrübung der Geschäfte gewarnt hatte.
Die T-Aktien hinten als relativ
konjunkturunabhängiger Wert dem Markt mit einem Minus von 3,6
Prozent hinterher. Auch E.ON und RWE
tendierten schwächer. Im Stoxx50 zählten einige Pharmawerte zu
den größten Verlierern.
PREMIERE UND MPC MIT STARKEN KURSGEWINNEN
Größter Gewinner unter den Titeln aus der zweiten Reihe
waren die Aktien des Bezahlfernsehsenders Premiere mit
einem Plus von über 40 Prozent auf 4,581 Euro. Der Sender wird
sein Zugpferd Fußball-Bundesliga voraussichtlich auch in den
nächsten Jahren im Programm haben, wie es in Medienkreisen hieß.
Die "Bild"-Zeitung berichtete, Premiere könne wie bisher alle
Spiele inklusive des neuen Samstagabend-Matches live zeigen.
"Das sind zwar bislang nur Spekulationen, aber der Markt glaubt
daran", sagte ein Händler. Bei dem niedrigen Kurs könne man
ohnehin nicht mehr viel verlieren. Bis Mittwochabend hatte die
Premiere-Aktie im laufenden Jahr 75 Prozent an Wert verloren.
Im SDax<.SDAXI> stiegen Air Berlin um 16 Prozent auf
3,48 Euro, nachdem die Fluggesellschaft für das dritte Quartal
mit einem unerwartet hohen Gewinnsprung aufwartete. Noch mehr
legten die Aktien des Emissionshauses MPC Capital mit
26 Prozent auf 5,89 Euro zu. Finanzchef Ulf Holländer hatte
dafür zunächst aber ebenso wenig eine Erklärung wie Händler.
Holländer verwies auf den Branchentrend und die relativ geringen
Handelsvolumina.
(Reporter: Andrea Lentz; redigiert von Olaf Brenner)