Frankfurt, 09. Mär (Reuters) - Der Dax<.GDAXI> hat zum
Wochenbeginn seine Talfahrt fortgesetzt und ist auf ein
Fünfeinhalbjahres-Tief gefallen. Der Leitindex rutschte
zeitweilig bis auf 3588 Punkte ab und notierte am frühen Mittag
noch 1,2 Prozent tiefer bei 3622 Zählern. "Es gibt keinen Grund,
warum es hoch gehen sollte", sagte ein Händler. "Wir sind
mittendrin in der Krise." Belastend wirkten Börsianern zufolge
auch Aussagen von EZB-Direktoriumsmitglied Jürgen Stark, wonach
die Wirtschaft erst 2010 wieder wachsen wird. Viele
Marktteilnehmer hätten bislang auf eine Erholung der Konjunktur
noch in diesem Jahr gesetzt.
Börsianern zufolge drückten Kursverluste der britischen
Bankaktien europaweit die Stimmung. Der Bankenindex<.SX7P> gab
4,8 Prozent nach. Auslöser waren Spekulationen über eine
vollständige Verstaatlichung der britischen Bank Lloyds,
deren Aktien neun Prozent fielen. "Die Regierung hält zwar
Anteile an Lloyds, verfügt aber nicht über die unternehmerische
Kontrolle", betonte Aktienmarktexperte Justin Urquhart von
Stewart Seven Investment Management. Da sie ihre Politik damit
nicht durchsetzen könne, drohe eine vollständige
Verstaatlichung. Für Verunsicherung sorgte zudem ein geplantes
Treffen von Spitzenmanagern internationaler Großbanken in
London. "Das rückt die Brisanz der Krise in den Fokus",
kommentierte Aktienhändler Matthias Melms von der NordLB.
In Frankfurt trennten sich Anleger von den Aktien der beiden
Versicherer Allianz und Münchener Rück, die
mit Kursverlusten von drei beziehungsweise 2,8 Prozent zu den
schwächsten Dax-Werte zählten. Händlern zufolge wirkte noch der
jüngste Kurssturz des britischen Versicherers Aviva nach.
AKTIEN DER DEUTSCHEN BANK GEGEN DEN TREND GEFRAGT
Gegen den europäischen Trend hielten sich die Aktien der
Deutschen Bank 1,8 Prozent im Plus. Gestützt wurden
die Titel Händlern zufolge von positiven Aussagen von
Konzernchef Josef Ackermann zum Geschäftsverlauf. "Wir hatten
bis Ende Januar 2,8 Milliarden Euro an Erträgen. Der Februar hat
diese Entwicklung in der Tendenz bestätigt", sagte Ackermann dem
"Handelsblatt". LBBW-Analyst Olaf Kayser urteilte: "Damit deutet
sich für die Deutsche Bank ein besseres Ergebnis für das erste
Quartal an, als es das Umfeld bislang erwarten lässt." Er rechne
deshalb damit, dass dem deutschen Branchenprimus für die ersten
drei Monate die Rückkehr in die Gewinnzone gelingt.
Adidas-Aktien waren mit einem Plus von 4,6 Prozent
auf 24 Euro größter Dax-Gewinner. Die Titel des
Sportartikelherstellers profitierten davon, dass die Analysten
von Banc of America Merrill Lynch sie auf eine Empfehlungsliste
mit einem fairen Wert von 30 Euro setzten. Zur Begründung
verwiesen die Experten auf eine attraktive Bewertung und ihr
Vertrauen in das Management. Die Firma arbeite mit Hochdruck an
neuen Marketingkonzepten und Einsparprogrammen.
Trotz eines erneuten Absatzeinbruchs im Februar lagen die
Aktien von BMW knapp ein Prozent im Plus. "Den Aktien
hilft die Aussicht auf eine Zusammenarbeit mit
Daimler, sagte ein Händler. Laut "Spiegel" planen die
beiden Hersteller eine enge Einkaufskooperation. Börsianern
zufolge könnten die beiden Unternehmen dadurch ihre Kosten,
insbesondere im Vergleich zum größeren Konkurrenten
Volkswagen senken. Daimler-Aktien notierten jedoch 1,8
Prozent im Minus.
(Reporter: Stefan Schaaf; redigiert von Patricia Gugau)