Frankfurt (Reuters) - Die Geldpolitik im Euro-Raum wird aus Sicht von Bundesbank-Präsident Jens Weidmann noch lange locker bleiben.
Das angepeilte Ende der Anleihenkäufe zum Jahreswechsel markiere nur den Beginn des Ausstiegs aus der ultra-expansiven Ausrichtung, sagte Weidmann am Dienstag auf einer Veranstaltung in Frankfurt. "Es ist ein erster Schritt auf einem Weg der Normalisierung, der mehrere Jahre dauern wird." Zehn Jahre nach dem Höhepunkt der Finanzkrise sei die ernsthafte Krisengefahr womöglich überwunden. Aber die geldpolitische Ausrichtung in der Euro-Zone bleibe außergewöhnlich expansiv.
Auch an den Finanzmärkten wird nicht mit einer schnellen Wende gerechnet. Aus den Terminkontrakten am Geldmarkt ging am Dienstag hervor, dass Investoren dort nicht mehr fest von einer Zinserhöhung 2019 ausgehen. Noch am Montag galt es als sicher, dass die EZB im Dezember 2019 einen ihrer Schlüsselsätze um 0,1 Prozentpunkte anheben wird. Doch inzwischen haben die Unsicherheiten wegen des Haushaltsstreits der italienischen Regierung mit der EU-Kommission zugenommen. Außerdem erhöhten sich die Schwankungen an den internationalen Aktien- und Anleihenmärkten.
Die Europäische Zentralbank (EZB) will angesichts der Konjunkturerholung zunächst ihre großangelegten Käufe von Staatsanleihen und anderen Wertpapieren Ende Dezember einstellen. Dann werden die in Deutschland umstrittenen Transaktionen ein Volumen von 2,6 Billionen Euro erreicht haben. Aber auch danach will sie weiterhin auslaufende Anleihen in ihrem Bestand ersetzen. Die Schlüsselzinsen sollen noch bis mindestens über den Sommer 2019 hinaus auf dem aktuellen Niveau bleiben. Der Leitsatz liegt seit März 2016 auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent, der Einlagensatz bei minus 0,4 Prozent. Geschäftsbanken müssen also Strafzinsen zahlen, wenn sie überschüssige Gelder über Nacht bei der Notenbank parken.