FRANKFURT (dpa-AFX) - Die neu aufgeflammte Übernahmefantasie in der Pharmabranche hat auch den deutschen Aktienmarkt nach der Osterpause beflügelt. Der Dax (ETR:DAX) kletterte am frühen Dienstagnachmittag um 1,50 Prozent auf 9550,87 Punkte. Für den MDax (ETR:MDAX) ging es um 0,98 Prozent auf 16 301,09 Punkte nach oben und der TecDax (ETR:TDXP) stieg um 1,75 Prozent auf 1220,05 Punkte. Der EuroStoxx 50 (DJX:SX5E) als Leitindex der Eurozone legte um etwas weniger deutliche 1,01 Prozent zu. Hier belastete der rund sechsprozentige Kurseinbruch beim Siemens-Rivalen Philips (ASX:PHIA) (FSE:PHI1) nach enttäuschenden Zahlen.
PRESSE: ASTRAZENECA WEIST GEBOT VON PFIZER ZURÜCK
Der US-Pharmakonzern Pfizer NYS:PFE (FSE:PFE) hat einem Bericht der "Sunday Times" zufolge in den vergangenen Wochen mit AstraZeneca (ISE:AZN) (SSE:AZN) (FSE:ZEG) über eine mögliche Übernahme gesprochen, die die Briten mit rund 100 Milliarden US-Dollar bewerten könnte. AstraZeneca habe zwar dem Werben der Amerikaner nicht nachgegeben. Allerdings könnte Pfizer es mit einem neuen Angebot versuchen. Auch Novartis VTX:NOVN (FSE:NOT) und GlaxoSmithKline (ISE:GSK) (FSE:GS7) sorgen aktuell mit einem Milliardendeal für Aufsehen.
"Die Übernahmefantasie in der Pharmabranche ist zurück", sagte ein Händler. Dementsprechend führten Aktien des Sektors die Liste der Kursgewinner im Dax an. Die Titel von Merck ETR:MRK und Bayer (ETR:BAYN) zogen an der Indexspitze um bis zu gut dreieinhalb Prozent an. Im MDax verteuerten sich die zuletzt abgestraften Anteilsscheine des Generika-Herstellers Stada (ETR:SAZ) um knapp drei Prozent. Auch europaweit verzeichnete die Branche (DJX:SXDP) die mit Abstand größten Gewinne. Die Kurse vieler Pharmaaktien seien in den letzten Wochen übertrieben stark unter Druck geraten, sagte Marktexperte Christian Kremer vom Handelshaus X-Trade Brokers. Nun setzten die Titel wieder zur Erholung an. Dies treibe den Markt aktuell ebenso an wie die Aussicht auf eine weiterhin positiv verlaufende Berichtssaison in den USA. Im Dax notierten alle Aktien im Plus.
Voraussetzung für weitere Kursgewinne ist Kremer zufolge aber eine Entspannung in der Ukraine-Krise. Aktuell jedoch drohen die Vereinigten Staaten Russland mit weiteren Sanktionen, falls Moskau nicht rasche Schritte zur Verwirklichung des vereinbarten Friedensfahrplans für die Ukraine unternehme.
OSRAM LEIDEN UNTER PHILIPS-ZAHLEN
Andere Nachrichten verblassten angesichts der Neuigkeiten aus der Pharmabranche. So hatte die Schweizer Großbank UBS die Kaufempfehlung für die Papiere der Deutschen Bank (ETR:DBK) gestrichen und die Gewinnschätzungen deutlich reduziert. Analyst Daniele Brupbacher verwies auf das im bisherigen Jahresverlauf schwächere Ertragsumfeld als gedacht. Die Papiere hinkten dem Markt mit plus 0,77 Prozent hinterher. Am MDax-Ende litten die Papiere des Lichtspezialisten Osram (ETR:OSR) unter den enttäuschenden Quartalszahlen von Philips und verloren viereinhalb Prozent.
Im SDax (ETR:SDXP) waren die Papiere von C.A.T. Oil ETR:O2C mit einem Plus von rund neuneinhalb Prozent der Favorit. Laut einem Händler profitierten die Titel des Dienstleisters für die Öl- und Erdgasindustrie von Aussagen des Unternehmenschefs Manfred Kastner in der Zeitschrift "Euro am Sonntag". Dem Manager zufolge spürt das Unternehmen keine Auswirkungen auf das Geschäft durch die Spannungen zwischen Russland und dem Westen. Zudem wolle C.A.T. Oil die Dividende für das Geschäftsjahr 2013 erhöhen. Die Vorzugsaktien von Villeroy & Boch (ETR:VIB3) stiegen um mehr als zwei Prozent. Dank der Konjunkturerholung in der Eurozone ist der Keramikhersteller stark ins Jahr 2014 gestartet.
--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---