Investing.com - Die Europäische Kommission hat am Donnerstag ihre Wachstumsprognose für die Eurozone gesenkt, nachdem es zuvor schon erhebliche Absenkungen der Schätzungen die drei größten Volkswirtschaften in der Region - Deutschland, Frankreich und Italien - gegeben hatte.
Die Kommission stellte die Konjunkturabschwächung in China und die Unsicherheit rund um die Handelsgespräche zwischen den USA und China als hauptsächliche Risikofaktoren für den kurzfristigen Ausblick heraus.
Die EU rechnet jetzt mit einem Wachstum von 1,3% in 2019, während die letzte Schätzung vom November noch auf 1,9% lag und einer Expansion um 1,6% in 2020, während sie für dieses Jahr zuvor noch von 2,0% Wachstum ausgegangen war.
Die neue Schätzung für das laufende Jahr liegt sogar noch unter der 1,6% Prognose des Internationalen Währungsfonds oder dem Wachstum von 1,7%, das die Europäische Zentralbank auf ihrer Sitzung im Dezember vorhergesagt hatte. Der IWF und die EZB hatten beide geschätzt, dass die Wirtschaft des Euroraums in 2020 um 1,7% wachsen werde.
Den größten Einfluss hatten die Absenkungen der Vorhersagen für das deutsche Wachstum auf 1,1% in 2019 von zuvor 1,8% und auf 1,3 für Frankreich, von bislang 1,6%, während der Ausblick für Italien um einen vollen Prozentpunkt auf nur noch 0,2% zusammengestrichen wurde.
Die Revision zu Italien ist besonders problematisch wegen des Streits zwischen der populistischen Regierung in Rom und der Kommission über das Haushaltsdefizit in diesem Jahr. Die Kommission hat nur zugestimmt von einer Anwendung des Disziplinarprozesses abzusehen, da ein revidiertes Budget von einer weitaus höheren Wachstumsprognose ausgegangen war.
Private Vorhersagen zeigten nach unten, angesichts der jüngsten Verschlechterung der Konjunkturdaten aus Deutschland und Frankreich, den beiden größten Volkswirtschaften der Region. Von FocusEconomics Ende Januar befragte Volkswirte stutzten ihre Wachstumsprognosen für die Region in 2019 auf 1,5%, von zuvor 1,6%.
“Der lahmende Welthandel und die schlechte Stimmung werden den Schwung der Eurozone belasten, auch wenn enger werdender Arbeitsmarkt, eine unterstützende Geldpolitik und die niedrige Inflation etwas Erleichterung gegeben werden,” war im Report zu lesen, der die Risiken durch externe Faktoren hervorhob.
“Wachsender Protektionismus in der Welt, eine stärkere Verlangsamung der Weltwirtschaft und Volatilität an den Finanzmärkten sind alles Risiken.”
Peter Vanden Houte, INGs Chefvolkswirt für Belgien und die Eurozone, warnte, dass das “höchste Wachstum jetzt hinter uns liegt”.
Er sagte ein Wachstum von lediglich 1,4% für den Euroraum in diesem Jahr voraus und bestand zudem darauf, dass die Chancen eher dahingehen, dass es noch schlimmer kommt.
“Unter diesen Umständen sehen wir kaum Anreize für die EZB, den Geldhahn zuzudrehen. Wir denken immer noch, dass es zu einer kleinen Anhebung des Leitzinses kommen könnte, sagen wir im vierten Quartal 2019 um 15 bis 20 Basispunkte, um zu beginnen, das zweite geldpolitische Instrument gegen die Inflation beiseite zu legen, aber das ist alles andere als sicher,” sagte er.
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