Von Gina Lee
Investing.com - Chinas Exporte haben im Juni deutlich stärker zugelegt als erwartet, und auch die Importe und die Handelsbilanz haben die Erwartungen geschlagen. Allerdings gibt es erste Anzeichen für eine Verlangsamung der wirtschaftlichen Erholung Chinas von COVID-19.
Die Exporte erhöhten sich im Juni um 32,2% im Jahresvergleich, wie die Zollbehörde am Dienstag mitteilte. Von Investing.com befragte Experten hatten ein Wachstum von 23,1% prognostiziert, nach 27,9% im Mai. Die Importe stiegen im Jahresvergleich um 36,7%, gegenüber 51,1% im Mai. Hier wurde ein Wert von 30% prognostiziert.
Die Handelsbilanz lag bei 51,53 Milliarden Dollar, dem höchsten Wert seit Januar 2021. Der Überschuss übertraf sowohl die von Investing.com ermittelten Analystenprognosen (44,2 Milliarden Dollar) als auch den Mai-Wert (45,54 Milliarden Dollar).
Der ungebrochene Appetit auf chinesische Waren wie medizinische Güter und Geräte für den Heimgebrauch sorgte neben steigenden Preisen für den überraschenden Wachstumsclip. Aber hohe Frachtkosten und steigende Produktionskapazitäten außerhalb des Landes haben zu Lieferengpässen geführt, ein mögliches Indiz für eine Verlangsamung der Erholung nach COVID-19.
"Der überraschende Anstieg der Exporte ist voraussichtlich zu einem großen Teil auf die steigenden Rohstoffpreise zurückzuführen. Rohstoffe wie Eisenerz sind stark gestiegen und der Preisdruck wurde von den Importen an die Exporte weitergegeben", sagte Zhou Hao, Senior-Ökonom für Schwellenländer bei der Commerzbank (DE:CBKG) AG (OTC:CRZBY), gegenüber Bloomberg. Allerdings dürfte sich das Exportwachstum in der zweiten Jahreshälfte 2021 aufgrund einer hohen Vergleichsbasis aus dem Jahr 2020 verlangsamen, fügte er hinzu.
Der Sprecher der Zollverwaltung, Li Kuiwen, warnte ebenfalls davor, dass sich das Wachstum der Importe und Exporte für den Rest des Jahres 2021 verlangsamen würde, merkte aber an, dass "Chinas Außenhandel in der zweiten Hälfte immer noch die Hoffnung hat, ein relativ hohes Wachstum zu erreichen."
Ein Ausbruch von COVID-19-Fällen im Juni 2021 an einem der wichtigsten Exportknotenpunkte Chinas in der südlichen Provinz Guangdong verursachte über weite Strecken des Monats Verzögerungen bei der Verschiffung in einigen großen Häfen. Obwohl der Ausbruch eingedämmt wurde, müssen sich die Exporteure nun mit steigenden Rohstoff- und Frachtkosten sowie logistischen Engpässen auseinandersetzen.
Chinas Handelsüberschuss mit den USA stieg weiter an und erreichte im Juni 32,6 Milliarden Dollar. Um gegenseitige Anliegen anzusprechen, tauschten sich die beiden Länder im Juni 2021 auf höchster Ebene aus, als die USA vor dem Auslaufen ihres Phase-1-Handelsabkommens am Ende des Jahres eine Überprüfung der Handelspolitik durchführen.