von Robert Zach
Investing.com - Die Ölpreise gaben am Montag einen Teil ihrer starken Vorwochengewinne ab. Grund dafür ist das Wiederaufleben der Handelsspannungen zwischen den USA und China. US-Präsident Donald Trump drohte Peking mit neuen Importzöllen gegen chinesische Produkte, weil das Reich der Mitte angeblich das Ausmaß der Coronavirus-Krise im eigenen Land immer wieder verharmlost habe. Sollte das Kräftemessen zwischen den beiden größten Volkswirtschaften auf der ganzen Welt von Neuem beginnen, so dürfte der globale Ölpreis erneut stärker unter Druck geraten. Schließlich würde sich damit die ohnehin schon hohe wirtschaftliche Verunsicherung noch weiter erhöhen.
Das an der ICE gehandelte Barrel der Sorte Brent-Öl zur Juli-Lieferung verliert am Montag um 2,84 Prozent auf 25,69 Dollar. Für das an der Warenterminbörse NYMEX in New York gehandelte Rohöl der Sorte West Texas Intermediate (WTI-Öl) mit einer Laufzeit bis Juni geht es um 6,57 Prozent nach unten auf 18,50 Dollar (Stand 13:05 Uhr MEZ).
Insgesamt zeichnet sich aber weiterhin eine Stabilisierung am Ölmarkt ab, weil mehr und mehr Länder ihre Volkswirtschaften wieder hochfahren. Das erhöht die Ölnachfrage. Hinzu kommt, dass die Opec+ am Freitag mit ihren Produktionskürzungen begann. Im Mai und Juni werden 9,7 Millionen Barrel täglich vom Markt genommen. Der derzeitige Vorsitzende der Opec, Algeriens Energieminister, forderte eine Quotenerfüllung von mehr als 100 Prozent, um das Überangebot an Öl schnell abzubauen.
Zugleich kündigte Norwegen letzte Woche an, die Ölproduktion bis Jahresende zu drosseln. Auch in den USA mehren sich die Anzeichen dafür, dass die Produktion bald deutlicher zurückgehen wird. Schließlich ist die Zahl der aktiven Ölbohrungen auf dem tiefsten Stand seit Juni 2016 angelangt und die Ölgiganten Chevron (NYSE:CVX) und Exxon Mobile kündigten drastische Förderkürzungen an.
"Eine Kombination aus steigender Nachfrage im weiteren Verlauf des Jahres, während das Angebot voraussichtlich abnehmen wird, wird den globalen Ölmarkt in der zweiten Hälfte wahrscheinlich in ein Defizit treiben“, sagte ING-Rohstoffexperte Warren Patterson in einer Notiz.
An diesem Dienstag trifft sich die Texas Railroad Commission, um über Kürzungen der Ölförderung zu diskutieren. Auf Texas entfallen zwei Fünftel der Erdölproduktion der USA.
"Selbst wenn man sich auf eine Drosselung einigt, befürchten wir, dass die Auswirkungen auf die Ölpreise minimal sein werden. Schließlich geht die Ölproduktion in den USA bereits jetzt zurück, unabhängig von etwaigen angeordneten Kürzungen", erklärte Capital Economics in einer Notiz.
Am Mittwoch gehen die Blicke erneut auf den Bestandsbericht der Energy Information Administration (EIA). Von Interesse dürften hier vor allem die Lagerbestände in Cushing sein, dem wichtigen Umschlagplatz für WTI Öl in Oklahoma. Capital Economics schätzt, dass die Lager zu 85 Prozent vollständig gefüllt sind. Der Ölpreis sei daher noch nicht aus dem Schneider.
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