Wie steht es eigentlich um die US-Wirtschaft?

Die aktuellen Indikatoren für die Stärke und Stabilität der US-Wirtschaft waren in letzter Zeit bestenfalls gemischt. Es gab erfreuliche Daten, wie den Bericht über die Beschäftigtenzahlen (ohne Landwirtschaft) für den Monat Juli, aber auch besorgniserregende Signale aus regionalen Wirtschaftsberichten und vom Immobilienmarkt. Letztendlich geht es aber bei allen Daten um Erwartungen. Ich schaue mir daher gerne an, wie die tatsächlichen Zahlen im Vergleich zu den Konsensschätzungen ausfallen.

Der Economic Suprise Index (CESI) der Citigroup nähert sich allmählich der Nulllinie. Der Indikator für die Stärke der Wirtschaftsdaten im Vergleich zu den Erwartungen der Ökonomen war noch vor wenigen Wochen deutlich negativ. Es überrascht nicht, dass der CESI zur Jahresmitte 2022 den niedrigsten Stand seit der Anfangsphase der Rallye nach dem COVID-Crash erreicht hat. Dank guter Arbeitsmarktdaten und eines kühler als erwartet ausgefallenen Inflationsberichts zu Beginn dieses Monats haben sich die Rezessionsängste etwas gelegt. Sie können alle wichtigen Informationen über die wirtschaftliche Lage direkt in der neu gestalteten FRED-Makroübersicht der St. Louis Federal Reserve nachlesen.

Quelle: Yardeni Research

Ich achte auch sehr darauf, wie sich der Investment Research U.S. MAP Index von Goldman Sachs entwickelt, der mit dem CESI vergleichbar ist. Das Besondere am Goldman-Index ist, dass er die wirtschaftlichen Überraschungen in den USA mit denen der ganzen Welt vergleicht. Anfang dieser Woche wurde der Index-Wert positiv. Es gibt durchaus Anzeichen dafür, dass sich die Wirtschaft trotz des im Juli veröffentlichten BIP-Berichts für das zweite Quartal, der zwei aufeinanderfolgende Quartale des Schrumpftums bestätigte, gut hält. Interessant wird sein, wie stark die BIP-Zahlen bei den nachträglichen Revisionen angepasst werden.

Quelle: Goldman Sachs Investment Research

Zusammen mit der Beschäftigung, der Inflations und dem BIP ist der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe, der in den USA am ersten Werktag des Monats veröffentlicht wird, weit von seinem Höchststand von über 63 entfernt, der im März 2021 erreicht wurde (etwa zu dem Zeitpunkt, als die letzten Konjunkturschecks auf den Bankkonten der Amerikaner eingingen). Mit 52,8 liegt das Konjunkturbarometer gefährlich nahe an der Kontraktionsmarke von unter 50. Nach dem Wirtschaftssymposium in Jackson Hole am 25. und 27. August ist dies der wichtigste Datenpunkt, den es zu beachten gilt. Der Bericht über die Zahl der Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft für August steht dann am 2. September zur Veröffentlichung an.

Quelle: BofA Global Research

Bis dahin hat der Markt also noch etwas Zeit, nach einer gewaltigen Sommerrallye etwas zu verschnaufen. Die Wall Street konnte mehr als die Hälfte ihrer Talfahrt von Januar bis Juni 16 wieder wettmachen. Der Grund: Die Wirtschaftsdaten und Unternehmensgewinne fielen besser aus als gedacht. Darüber hinaus hat sich auch der Anleihemarkt wieder gefangen. Festmachen lässt sich dies am Barometer für die Zinsvolatilität, dem ICE BofAML MOVE. Und auch der Markt für Staatsanleihen hat sich wieder stabilisiert. Eine zunehmende Gewissheit über die künftigen Kosten des Geldes beruhigt die Unternehmen, auch wenn es sicher teurer sein wird als noch vor einem Jahr. Das Vertrauen in den Markt für festverzinsliche Wertpapiere spiegelt sich auch in den Credit-Spreads der Unternehmen wider. Die Aufschläge für Hochzinsanleihen sind fast auf den niedrigsten Stand seit dreieinhalb Monaten gesunken.

Fazit - gemischte Signale

Die Wirtschaft sendet uns gemischte Signale. Diese lassen sich so zusammenfassen, dass die Schlüsseldaten im Vergleich zu vor ein oder zwei Monaten etwas besser als erwartet ausfallen. Die US-Notenbank wird die Entwicklung von Wachstum und Inflationsrate vor der nächsten Sitzung, die noch fünf Wochen entfernt ist, sicherlich mit Argusaugen beobachten.

Haftungsausschluss: Mike Zaccardi hält keine Positionen an den in diesem Artikel genannten Anlagen.