Nach Jahren endloser Spekulationen über den Zeitpunkt, steht der am heißeste Börsengang des Jahres endlich vor der Tür. Mit der Veröffentlichung von Ubers Börsenprospekt am vergangenen Freitag, dürfte es nur noch bis zum nächsten Monat dauern, bis die Fahrvermittlung aus San Francisco an der Börse gehandelt wird. Es dürfte einer der größten Börsengänge der letzten Jahre werden.
In den letzten Jahren hat Uber (NYSE:UBER) den konventionellen Personentransport aufgemischt, indem es allen interessierten Personen erlaubt hat, ein Taxifahrer zu werden, indem sie sich einfach auf der Webseite oder über die App des Unternehmens registrieren. Das Angebot ist populär bei seinen Nutzern—Fahrern wie Passagieren—aber es hat vor allem die Fantasien im Silicon Valley angefacht, von wo es Milliarden an Dollar an Startup und Brückenfinanzierungen erhalten hat.
Reuters berichtet, dass Uber mit dem Gang an die Börse rund 10 Mrd USD einnehmen will. Sollte dies gelingen, dann wäre dem Unternehmen der siebtgrößte Börsengang aller Zeiten in den USA geglückt. Wenn alles nach Plan geht, dann wäre die weltweite Fahrvermittlung 100 Mrd USD wert—ein Marktwert der unerhört für Börsenkandidaten ist, seit Alibabas (NYSE:BABA) Debüt in 2014.
Hauptkennzahlen
Auch wenn Ubers Börsenprospekt über 200 Seiten füllt, enthält er überraschend wenig Information zu den wichtigsten Kennzahlen des Unternehmens. Für seine kritische 'Nutzer'-Zahl, gibt Uber etwas an, dass es monatlich aktive Plattform-Konsumenten (monthly active platform consumers, MAPCs) nennt.
Im Q4 2018, wuchs die Nutzerzahl im Jahresvergleich um 35%, von 68 Millionen auf 91 Millionen. Im Vorjahr war Ubers MAPC-Wachstum mit 51% noch robuster gewesen. Es ist natürlich nicht fair ein Wachstum von 50% in die unbestimmte Zukunft zu erwarten; sollte Uber es gelingen, seine Wachstumsraten auf oder über 30% im Jahr zu halten, dann wären die Investoren mehr als zufrieden.
Das Problem mit dieser Version der Metrik ist, dass da Uber in 63 Ländern aktiv ist, sie keinen Aufschluss über den Prozentsatz der US-Kunden gegenüber internationalen Kunden gibt. Das Unternehmen nimmt pro Nutzer in den USA weitaus mehr ein als im internationalen Geschäft, da eine Fahrt in den USA das Vielfache dessen kostet, wie eine ähnliche Transaktion in Indien zum Beispiel.
Das trifft auch auf eine andere kritische Kennzahl zu: Fahrten.
Im Q4 2018 machten Ubers Kunden fast 1,5 Mrd Fahrten, ein 37 prozentiger Anstieg gegenüber den 1,08 Mrd Fahrten im Q4 2017. Aber die Aufschlüsselung, die Uber für monatliche Fahrten pro MAPC gibt, ist ebenfalls undurchsichtig.
Nachdem es jahrelang die Anzahl der Fahrten pro Einzelkunden steigern konnte, scheint Uber diese Kennzahl ausgereizt zu haben:
Aber auch hier ist die Information etwas undurchsichtig. Uber definiert eine Fahrt so breit wie möglich—eine Fahrt ist eine tatsächliche Fahrt via Uber, eine Ausleihe eines Elektrorollers und sogar eine Lieferung durch Uber Eats, seinem Lebensmittellieferdienst. Das Addieren aller Aktivitäten in eine einzige Zahl ermöglicht keine volle noch genaue Analyse von Ubers Wachstumspotential. Wie wir unten zeigen werden, sind nicht alle Segmente des Unternehmens von gleicher Natur.
Segmente und Umsatz
Uber betreibt drei separate Sparten: Fahrvermittlung—zu der Autos, Fahrräder, Bote und sogar Flugzeuge gehören; Uber Eats; und Sonstiges, zu dem Dinge wie ein Fahrzeugleasingprogramm gehören, dass die Firma jetzt schließt und ein Frachtdienst, den sie zur Zeit testen. Zusammen erwirtschaften die Fahrvermittlung und Uber Eats 95% von Ubers Umsatz.
Keine Überraschung ist, dass die Fahrvermittlung den größten Teil des Geschäfts ausmacht. In 2018 brachte sie 9,1 Mrd USD oder 81% des Umsatzes herein. Das Segment wuch um 33% seit letztem Jahr, als es 6,8 Mrd USD umsetzte. Uber Eats hatte ein spektakuläreres Jahr 2018, als sein Umsatz von 587 Mio USD auf 1,4 Mrd wuchs, oder um 149%.
In 2018 betrug Ubers Gesamtumsatz 11,2 Mrd USD, 42% über den 7,9 Mrd USD, die es in 2017 einnahm. Letztes Jahr brachte eine erhebliche Verlangsamung des Umsatzwachstums für Uber mit sich, nachdem dieser in 2017 noch um 106% gestiegen war, von 3,8 Mrd USD auf 7,9 Mrd USD.
Auch wenn Uber starkes aber sich verlangsamendes Umsatzwachstum zeigt, übersetzt sich dies leider nicht in die Ertragsspalte. Uber verliert einen Haufen Geld.
Sein Konkurrent bei Fahrvermittlungen Lyft (NASDAQ:LYFT), den wir im vergangenen Monat mit einem eigenen Report vor dessen Börsengang bedacht hatten, fuhr in 2017 und 2018 Verluste von 688 bzw. 911 Mio USD ein. Diese Zahlen nehmen sich geradezu bescheiden aus, vergleicht man sie mit Ubers Betriebsverlusten von 4 Mrd bzw. 3 Mrd USD in 2017 und 2018.
Natürlich fällt ins Auge, dass das Verhältnis des Nettoverlusts zum Umsatz von 51% auf 26% in 2018 gesunken ist. Dennoch ist Uber sehr klar in seinem Börsenprospekt, dass die Situation in nächster Zeit kaum besser werden dürfte:
“Wir erwarten, dass unsere Betriebsausgaben in der vorhersehbaren Zukunft erheblich zunehmen werden und wir möglicherweise nicht die Profitabilität erreichen.”
Fazit
Dummerweise für Uber lief Lyfts jüngster Börsengang nicht eben gut. Lyft gab Ende März sein Debüt an der NASDAQ mit einem Eröffnungskurs von 87 USD, fiel dann um mehr als 35% auf seinen gestrigen Schlusskurs von 56,11 USD. Die Investoren scheinen nicht übermäßig zuversichtlich zu sein, wenn es um die Zukunft der Fahrvermittlung geht, was nichts Gutes für Ubers Börsengang erahnen lässt.
Dennoch hat Uber einen erheblichen Vorteil gegenüber Lyft, das nur in zwei Ländern operiert. Ubers hat eine starke internationale Präsenz mit bedeutenden Geschäften in Europa, Russland, Asien und dem Nahen Osten. Erst im letzten Monat übernahm das Unternehmen Careem, einem Konkurrenten im Nahen Osten, für 3,1 Mrd USD. Ubers Lebensmittellieferdienst war in 2018 ein wichtiger Wachstumsmotor und brachte eine leichte Diversifizierung der Umsatzquellen.
Auch ist Ubers Umsatz mehr als fünfmal so hoch wie der von Lyft, was einen prozentual geringeren Verlust ergibt. Daher ist es in einer besseren Verfassung als Lyft zu diesem Zeitpunkt.
Allerdings, wenn Lyft zur Zeit mit 17 Mrd USD bewertet wird und künftig vielleicht weniger, wie viel ist dann Uber tatsächlich wert? Ausgehend von dem, was wir zur Zeit wissen, scheinen 100 Mrd USD zu hoch für einen geeigneten Einstiegspunkt.
Nichtsdestoweniger haben Wachstumsfirmen am Aktienmarkt immer einen Kursbonus genossen. Die Investoren werden allerdings schnell unzufrieden, wenn das Wachstum nachzulassen beginnt und sich Verluste anhäufen. Uber ist nicht weit davon entfernt, beides zu tun.
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