Die Stunde hat geschlagen: Saud-Arabien und seine ölexportierenden Verbündeten können die Produktion nicht mehr lange so beschränken, wie sie es bislang getan haben.
Der saudische Energieminister Khalid al-Falih sagte am Montag, dass es voreilig sei, festzustellen, ob ein Konsens zwischen in der globalen Allianz (DE:ALVG) von Ölexporteuren besteht, die Produktionskürzungen fortzusetzen. Er fügte an, dass eine Sitzung im kommenden Monat eine Entscheidung bringen werde.
Das in sich selbst ist das klarste Zeichen, dass die Meinungsunterschiede, wie lange noch die 14 Mitgliedsstaaten in der von den Saudis angeführten OPEC und zehn andere Ölproduzenten, angeführt von Russland, ihre Zähne zusammenbeißen werden und sich hoch diszipliniert an Förderquoten halten werden, wenn ein Ölpreis von 70 USD eine zu große Versuchung darstellt, sich mit etwas Überproduktion etwas hinzuzuverdienen.
Manipulation des Angebots nicht Russlands Stil
Unter Bezug auf Insider in der OPEC+ Allianz wurde berichtet, dass Russland ganz oben auf der Liste der unzufriedenen Mitglieder steht, aber in einem Pakt feststeckt, der seinen üblichen Stil behindert, mit dem es üblicherweise auf den Energiemärkten agiert.
Auch wenn Öl wichtig für Russlands Staatskasse ist, hat das Land keine nationale Ölgesellschaft, im Gegensatz zu Saudi-Arabien und dem Rest der OPEC. Während Ölpipelines in Russland dem staatlichen Monopolisten Transneft gehören und vom ihm betrieben werden, sind die Ölgesellschaften selbst, unter ihnen Rosneft - die größte - und andere wie Lukoil (MCX:LKOH), Surgutneftegaz (MCX:SNGS), Gazprom Neft (MCX:SIBN) und Tatneft (MCX:TATN) an freien Wettbewerb gewöhnt und mit den besten Preisen und Diensten zu gewinnen. Sie brauchen nicht die Produktionsmenge zu manipulieren, um künstliche Knappheit zu schaffen, die die Preise hochhält, was aber die übliche Vorgehensweise der OPEC ist.
In den letzten drei Jahren sind die Russen zweimal Produktionsbegrenzungsabkommen mit den Saudis eingegangen, um die Ölpreise nach Marktzusammenbrüchen wieder zurückzubringen, bei denen Rohöl einmal auf bis zu 24 USD das Fass herunterging. In einem überwältigend bullischen Markt wie jetzt, würden sie lieber mit dem Rest der Welt auf Augenhöhe konkurrieren. Und sie können sich das leisten: Im Dezember lag die Gewinnschwelle für die Russen bei 42 USD das Fass, gerade mal die Hälfte der 84 USD, die die Saudis brauchen.
Bis zu dieser Woche wurde stark darauf gewettet, dass die 24 Mitgliedsstaaten umfassende OPEC+ ihre Produktionssenkungen von 1,2 Mio Fass am Tag (barrels per day, bpd) verlängern wird, wenn sie im Juni ihr Treffen abhält.
OPEC könnte bis Mai entscheiden, wie es mit den Produktionssenkungen weitergeht
Aber der saudische Energieminister sagte, die Entscheidung könnte schon früher getroffen werden, auf einer technischen Sitzung im Mai und nicht notwendigerweise eine Verlängerung herbeiführen. "Ich denke nicht, wir werden mehr tun müssen ... der Markt ist auf dem Weg zu einem Gleichgewicht," sagte er unter Bezug auf die Möglichkeit, dass Saudi-Arabien seine Produktion weiter unter seine Förderquote nach dem Deal absenkt.
Falihs Kommentare wurden als Versuch angesehen, es seinem russischen Amtskollegen Alexander Novak leichter zu machen, der mit der Moskauer Energiepolitik vertrauten Quellen nach, "intern unter zu viel Druck steht, die Beschränkungen zu beenden". Rosneft CEO Igor Sechin ist einer von denjenigen, die entschieden gegen die OPEC+ sind. Er sagte dem russischen Präsidenten Vladimir Putin in einem Brief, der im Februar an die Öffentlichkeit kam, dass der Pakt eine strategische Bedrohung für Moskau sei und den Vereinigten Staaten in die Hand spiele.
Und Russland ist nicht das einzige Land, dass Schwierigkeiten hat, die Produktionsquoten fortzusetzen. Im März hielt Nigeria seine Produktionsquote den dritten Monat in Folge nicht ein, die es im Rahmen der OPEC+-Vereinbarung zugesprochen bekommen hatte und pumpte mehr als es zugesagt hatte. Den Nigerianern wurde eine Quote von 1,685 Mio bpd bewilligt, aber ihre Förderung betrug im März 1,92 Mio bpd.
Der globale Druck auf die OPEC, angefangen von dem durch US-Präsident Donald Trump, ihre Produktionssenkungen fallenzulassen, wird zunehmen als ein Bürgerkrieg in Libyen tobt, der die Produktion des nordafrikanischen Landes in Höhe von 1 Mio bpd am Tag gefährdet. Verbunden mit US-Sanktionen gegen iranisches und venezolanisches Rohöl, könnte ein Ausfall Libyens zu einem globalen Desaster führen, dass die Saudis schlicht nicht ignorieren können—wenn das Ziel der OPEC tatsächlich ist, wie sie behaupten, eine “Wiederherstellung des Marktgleichgewichts” ist und nicht nur extrem hohe Ölpreise.
Saudi-Arabien beschwichtigt Trump ebenfalls
Olivier Jakob, der Chef der Ölmarktberatung PetroMatrix aus dem Kanton Zug in der Schweiz, sagt, dass die Saudis auch Trump zu beschwichtigen scheinen, mit ihrer scheinbaren Bereitschaft, einige ihrer Produktionssenkungen vorzeitige zu beenden. Jakob sagt:
"Saudi-Arabien wird weiter behaupten, nicht auf Trump zu hören, aber wir betrachten ihre kleine Veränderung der Tonlage als erstes Zeichen von Nachgiebigkeit."
Er fügte an, dass Riad letzte Woche seinen Verkaufspreis ins Ausland (overseas selling price, OSP) für Rohöl erhöht hat, besonders für Europa.
Hedgefonds, die long im Öl stehen, werden darauf setzen, dass die OPEC eine weitere einschüchternde Geschichte von einem knapperen Angebot in ihrem Monatsreport erzählen wird, der am Mittwoch erscheinen wird und weiteren Treibstoff für die diesjährige Rallye von 40% bei WTI und 31% bei Brent liefern könnte.
Ein Grund aus dem die Saudis vielleicht bereit sein könnten, es bei der Produktion ein wenig entspannter anzugehen, ist der enthusiastische Empfang der ersten Anleihenemission des staatlichen Ölmonopolisten Saudi Aramcos am Markt, der mit dem ersten Verkauf von Anteilen an der Börse verbunden wird.
Werden die Saudis sich ein wenig großzügig zeigen, nach der Anleiheemission von Aramco?
Abgesehen davon, dass es den für seinen nationalen Staatshaushalt notwendigen Ölpreis braucht, ist der Börsengang Aramcos die höchste Priorität für das Königreich. Bis zum Montag hat das Königreich Gebote für mehr als das Dreifache der 10 Mrd USD bekommen, die es mit dem Debüt Aramcos auf den internationalen Bondmärkten einnehmen wollte.
John Kilduff, Partner beim New Yorker Energiehedgefonds Again Capital, sagte:
“Die Überzeichnung der Anleihe ist ein wichtiger Vertrauensbeweis für die Saudis und Aramco.”
“Sie sollten in der Lage sein, sich an diesem Punkt etwas zu entspannen und sich auch ein bisschen großzügig zu zeigen.”
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