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Ölmarkt 1x1: Wie Öl-Händler wachsende geopolitische Gefahren einpreisen

Veröffentlicht am 27.09.2019, 06:39
CL
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Nach dem Angriff vom 14. September auf die saudische Ölinfrastruktur sahen wir am Montag einen Preissprung am Ölmarkt. Seitdem sind die Preise wieder auf ihre Niveau von vor dem Angriff zurückgekehrt.

Während ein Chor von Kommentatoren sich beschwert, dass der Markt nicht die Möglichkeit eines Kriegs oder anderem geopolitischen Konflikts auf die saudische Ölförderung einkalkuliert, sagt die Mathematik etwas anderes. In der Tat berücksichtigt der Markt die Drohungen weitaus stärker, als einige Experten glauben.

Ölpreis WTI

Wenn wir den potentiellen Schaden durch ein mögliches Ereignis wie einen Krieg untersuchen, müssen wir versuchen, den Erwartungswert zu ermitteln. Dabei berücksichtigen wir sowohl die Eintrittswahrscheinlichkeit eines solchen Ereignisses als auch das Ausmaß, in dem es die globale Ölversorgung schädigen würde, in Form von verlorenen Fass am Tag (barrel per day, bpd).

Der erwartete Verlust an Öl im globalen Angebot ist das Produkt zweier Variablen: die Wahrscheinlichkeit, dass ein solches Ereignis eintritt und die bpd, die in einem solchen Fall verlorengingen.

Hier ist die Mathematik:

t = Eintrittschance des Ereignisses

b = verlorene Produktion in bpd (im Falle des Ereigniseintritts)​

EV = Erwartungswert

t*b = EV

Werfen wir also einen Blick auf drei Beispiele. Bedenken Sie, dass ich damit keineswegs diesen drei spezifischen Annahmen zustimme. Sie sind nur zu Illustrationszwecken gedacht:

Szenario 1

Angenommen, es besteht eine 10-prozentige Chance auf einen umfassenden Krieg zwischen dem Iran und Saudi-Arabien, durch den 10 Millionen bpd Öl aus dem Golf der globalen Versorgung verloren gehen.

0,10 * 10 = 1 Million bpd

In einem solchen Fall ist der Erwartungswert ein Verlust von 1 Million Fass am Tag. Wenn ein Hedgefonds in New York oder London entscheidet, dass die Wahrscheinlichkeit eines Krieges bei 10% liegt, der 10 Millionen bpd vom Markt nehmen würde, geht dieser Fonds daher davon aus, dass 1 Million bpd aus dem Markt verschwinden werden. Das ist auf dem heutigen Markt nicht sehr viel.

Man sich darüber klar sein, dass in diesem Szenario, wenn ein Krieg irgendwann beginnen würde, der Erwartungswert mit einer 100-prozentigen Kriegschance neu berechnet werden müsste. Das heißt, der erwartete Verlust würde sich auf 10 Millionen bpd erhöhen und dieser Fonds würde mit höheren Preisen rechnen.

Szenario 2

Angenommen, es besteht eine 50-prozentige Chance, dass ein militärischer Konflikt 6 Millionen bpd ausschaltet. Der erwartete Wert ist ein Verlust von 3 Millionen bpd. Wenn der Fonds der Ansicht ist, dass diese Variablen korrekt sind, wird ein erwarteter Angebotsrückgang von 3 Millionen bpd eingepreist.

Und auch hier, sollte ein Konflikt dann wirklich kommen, würde der Fonds den Verlust dann auf 6 Mio bpd korrigieren.

Szenario 3

Hier ein komplizierteres Beispiel: Es gibt eine 10-prozentige Chance, dass 10 Millionen bpd vom Markt verschwinden und eine 50-prozentige Chance, dass 6 Millionen bpd nicht mehr den Markt erreichen und eine 75-prozentige Chance, dass 1 Million bpd vom Markt fernbleiben.

In diesem Fall rechnet der Fonds mit einem erwarteten Verlust von 4,75 Mio. bpd. Wenn der Fonds an diese Annahmen glaubt, würde er diesen Erwartungswert in seine Prognosen einfließen lassen. (Dieses spezielle Szenario ist komplizierter, da jeder Teil der Berechnung von den anderen abhängig sein kann, die obige Kalkulation ist jedoch aus Gründen der Klarheit vereinfacht.)

Zwei Komplikationen sind zu beachten: Erstens müssen wir verstehen, dass es im Falle eines umfassenden Krieges am Persischen Golf unter Ölhändlern zu einer Hysterie kommen könnte, die die Preise höher treiben würde, als es den Fundamentaldaten nach nötig wäre. Die resultierende panikbedingte Preisspitze könnte sich aber als kurzlebig erweisen.

Zweitens, sollte dieses Öl für längere Zeit vom Markt fernbleiben, gibt es weltweit Kapazitätsreserven, um diesen Verlust auszugleichen. Zum Beispiel können andere OPEC-Mitglieder die Produktion erhöhen, insbesondere nach einem Notfalltreffen. Auch Nordamerika dürfte in der Lage sein, die Produktion zu steigern, insbesondere durch zusätzliches Kapital von der Wall Street.

Schließlich verfügen mehrere Länder, darunter China und die USA, über erhebliche Mengen an gelagertem Öl, auf die sie zugreifen können, um steigenden Preisen entgegenzuwirken.

Erwarteter aktueller Marktwert

Das Obige ist zugegebenermaßen ein vereinfachender Überblick darüber, wie der Erwartungswert von einem ausgefuchsten Fonds, der mit Öl handelt, verwendet wird, aber in der Sache ändert das nichts. Der Markt hat wahrscheinlich bereits den Erwartungswert verschiedener möglicher Konflikte eingepreist. Derzeit rechtfertigen diese Werte keine massiven Preiserhöhungen.

Hinweis: Aramco wird voraussichtlich am 30. September (Montag) einen Fortschrittsbericht zur Wiederaufnahme der Ölproduktion nach den Angriffen herausgeben.

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