Vor dem Hintergrund von Russlands Angriff auf die Ukraine ist es für Deutschland nun an der Zeit, seine Energieversorgungspläne neu zu strukturieren. Denn immerhin kommen 55% des in Deutschland verbrauchten Erdgases aus Russland. Die Ministerpräsidenten von Sachsen-Anhalt, Sachsen und Nordrhein-Westfalen sowie Lars Feldt, Berater von Finanzminister Christian Lindner, hinterfragen den Kohle- und Atomausstieg im Hinblick auf die aktuelle Lage und fordern, dass die Bundesregierung die Energieversorgung des Landes sicherstellen müsse. Wirtschaftsminister Robert Habeck möchte momentan eine Verlängerung der Nutzung von Kohle- und Atomenergie nicht ausschließen, es gebe „keine Denktabus“. Daher lasse er zurzeit beide Möglichkeiten prüfen, halte sie aber eher nicht für geeignet, um eventuelle Versorgungslücken zu überbrücken. Kohlekraftwerke länger laufen zu lassen, bedeute eine „längere Abhängigkeit von Steinkohle aus Russland“. Und der Abschaltungsprozess der Atomkraftwerke sei schon so weit fortgeschritten, dass diese „nur unter höchsten Sicherheitsbedenken und möglicherweise mit noch nicht gesicherten Brennstoffzulieferungen“ weiter laufen könnten. Zudem glaubt Habeck ohnehin nicht daran, dass Russland seine Öl- und Gaslieferungen stoppt, denn er ist überzeugt, dass es diese Einnahmequelle zu dringend braucht. Sollte Russland aber doch die Versorgung abbrechen, dürfte ausreichender Ersatz laut des Präsidenten der Deutschen Industrie- und Handelskammer, Peter Adrian, schwer zu finden sein. Norwegen habe die Grenze seiner möglichen Gaslieferungen bereits erreicht und auch das Versorgungsangebot mit Flüssiggas aus den USA würde nicht ausreichen.
Die kommenden Monate könne Deutschland zwar ohne russisches Gas auskommen, so Minister Habeck, doch für den nächsten Winter müsse es seine Versorgungsstrategie deutlich ausbauen. Ricarda Lang, Parteivorsitzende der Grünen, plädiert an dieser Stelle, jetzt alles zu tun, um sich generell von fossiler Energie zu lösen und stattdessen erneuerbare Energien stärker auszubauen. Minister Habeck stimmt dem zu: In Bezug auf Energiesicherheit gebe es auf lange Sicht gebe es keine Alternativen zu erneuerbarer Energie.
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