Während der Rest der Welt – ja, inzwischen tatsächlich sogar die Deutschen – die Corona-Maßnahmen immer weiter zurückschrauben, bleibt die chinesische Regierung weiterhin rigoros bei ihrer Null-Covid-Politik. Auch deshalb kam es Ende November zu Ausschreitungen und Massenkündigungen im Werk des wohl wichtigsten Apple-Zulieferers Foxconn (TW:2354) in der zentralchinesischen Metropole Zhengzhou. Insgesamt arbeiten in diesem Werk rund 300 000 Menschen. Für den Technologiekonzern Apple (NASDAQ:AAPL) hat dies zur Folge, dass es nun zu Verzögerungen bei der Produktion des aktuellen iPhones und somit wohl zu wesentlichen Gewinneinbußen im Weihnachtsgeschäft kommt. Nach Aussagen von Ming-Chi Kuo, seines Zeichens Analyst bei TF International Securities, könnten sich diese Einbußen auf rund 20 Millionen Smartphones belaufen.
Foxconn unternimmt derzeit den Versuch, abgewanderte Mitarbeiter mit Hilfe von größeren Bonuszahlungen und Gehaltserhöhungen wieder zurück in das Unternehmen zu locken. Bislang jedoch größtenteils vergeblich. Ming-Chi Kuo zufolge lief die Produktion des Smartphones im gesamten November lediglich zu 20%. Für den Dezember rechnet der Analyst mit rund 30 bis 40%. Weiter geht der Analyst davon aus, dass im Foxconn-Werk in Zhengzhou frühestens Ende Dezember, eher Anfang Januar wieder in vollem Umfang produziert werden könne.
Apple fordert Zulieferer offenbar zum China-Rückzug auf
Bereits im Vorfeld der Ausschreitungen in Zhengzhou verfolgte Apple den Plan, sich zukünftig unabhängiger von China zu machen. Zu massiv und zu kompromisslos waren die Einschränkungen der chinesischen Regierung während der Pandemie. Nun hat man aber offenbar die Nase endgültig gestrichen voll im Hause Apple, entsprechend drückt CEO Tim Cook in Sachen China-Rückzug deutlich aufs Gaspedal. Laut einem Bericht des Wall Street Journal hat das Unternehmen aus dem kalifornischen Cupertino in den vergangenen Wochen seine Zulieferer mit Nachdruck dazu aufgefordert, China soweit möglich den Rücken zu kehren und – teils bereits bestehende – Produktionsstandorte in anderen asiatischen Ländern wie Vietnam und Indien aktiver zu planen und voranzutreiben.
Interessant ist hierbei, dass es einst Tim Cook selbst war, der sich um das Jahr 2000 – damals in der Position des Chief Operating Officer – maßgeblich für die Strategie verantwortlich zeichnete, eigene Werke zu schließen und die Produktion an externe Firmen auszulagern. Und diese Unternehmen produzierten auch schon damals primär in China. Rund 20 Jahre und eine Pandemie später scheint diese Strategie nun nicht mehr aufzugehen. Es ist jedoch davon auszugehen, dass Apple auch in den kommenden Jahren noch in großem Maße auf in China produzierende Zulieferer angewiesen ist, lässt sich die Verlegung solch komplexer Produktionsketten nicht innerhalb weniger Monate bewerkstelligen. Vielmehr dürften hier einige Jahre ins Land ziehen, ehe Apple tatsächlich unabhängig von China agieren kann. Wenn dies überhaupt irgendwann der Fall sein wird…
Sie möchten mehr über die aktuellen Geschehnisse in China erfahren? Dann empfehle ich Ihnen den Beitrag meines Kollegen Emre Şentürk mit dem Titel Aufstände in China: genug ist genug. Auch interessant in Sachen China: der Trading Room-Artikel China & Saudi-Arabien: neue Allianzen.
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