Aktienwelt360 - Eine Aktie mit einer Dividendenrendite von 10 % lässt auf den ersten Blick das Anlegerherz höher schlagen. Auf den zweiten Blick kommt es jedoch meist zum Stillstand, denn hohe Renditen sind in der Regel ein extremes Warnsignal. Hohe Dividendenrenditen deuten oft auf hausgemachte Probleme wie eine hohe Verschuldung oder ein stark rückläufiges Geschäft hin.
British American Tobacco (LON:BATS): Value-Aktie oder Value-Falle?
British American TobaccoRückläufige Volumina beim klassischen Zigarettenabsatz belasten ebenso wie die schwere Übernahme der US-Tochter Reynolds im Jahr 2017 für 49 Mrd. US-Dollar. Hier mussten zuletzt hohe Wertberichtigungen vorgenommen werden, die das Ergebnis im Geschäftsjahr 2023 stark belasten – um 27,6 Mrd. Britische Pfund, um genau zu sein.
Aber auch ohne diese nicht liquiditätswirksame Abschreibung lässt die Pressemitteilung zu den Jahreszahlen 2023 wenig Zukunftsfantasie aufkeimen. Der Umsatz ging um 1,3 % zurück. Einzig die New Categories, wie das Geschäft mit Zigarettenalternativen genannt wird, konnten mit einem organischen Umsatzwachstum von 21 % überzeugen.
Sie sorgten letztlich dafür, dass auf organischer Basis währungsbereinigt ein kleines Plus von 3,1 % erzielt werden konnte. Dies ist jedoch kein Grund zum Jubeln, da die Profitabilität des Geschäftssegments sehr schwach ist und eine Expansion als Belastung gesehen werden kann.
Dividendenstabilität im Fokus
Hier zeigt sich, dass im Geschäftsjahr 2023 ein weiterhin hoher Free Cashflow nach Dividendenzahlungen von 3,3 Mrd. Britische Pfund erreicht wurde. Insgesamt konnte British American Tobacco aus dem operativen Geschäft 10,7 Mrd. Britische Pfund netto erwirtschaften, 3,1 % mehr als im Vorjahr 2022. Auf der Cashflow-Seite könnte also noch ein gewisser Puffer vorhanden sein, um die hohe Dividende weiter zu zahlen.
Schuldenberg sinkt
Das Verhältnis von bereinigtem EBITDA zu Schulden beträgt nur noch 2,6 nach 2,9 im Vorjahr und 3,0 im Jahr 2021. Die Stabilität auf der Ertragsseite sollte damit ebenfalls gewährleistet sein. Wichtiger ist aber, dass die Richtung stimmt.
Sinkende Eigenmittel noch keine Bedrohung
Im Gegenzug sank das Eigenkapital von 75,7 auf 52,9 Mrd. Britische Pfund. Erfreulich ist jedoch, dass die Eigenkapitalquote auch nach der Abschreibung immer noch bei hohen 44,6 % liegt, nach zuvor 49,3 % im Fiskaljahr 2022. Auch wenn der neue Wert deutlich niedriger ausfällt, dürfte er weiterhin eine gewisse Stabilität suggerieren.
Anhaltend hohe immaterielle Vermögenswerte mahnen zur Vorsicht bei British American Tobacco
Günstige Bewertung preist Risiken ein, aber für eine Neubewertung der Aktie muss mehr passieren
Ob dieser Pessimismus letztlich gerechtfertigt ist, wird natürlich die Zukunft zeigen. Fakt ist aber, dass ohne die Wende hin zu einem profitablem Wachstum keine Trendwende beim Aktienkurs gelingen dürfte. Für mich bleibt British American Tobacco daher nach wie vor eine Aktie mit vielen Unsicherheitsfaktoren, die es zu lösen gilt.
Der Artikel Aktie mit 10 % konservativer Dividendenrendite: Goldgrube oder ein Vermögensgrab? ist zuerst erschienen auf Aktienwelt360.
Frank Seehawer besitzt Aktien von British American Tobacco. Aktienwelt360 empfiehlt keine der erwähnten Aktien.
Aktienwelt360 2024