LONDON (dpa-AFX) - Die Reaktion der britischen Regierung auf die Corona-Pandemie sowie die Auswirkungen auf das Land werden öffentlich aufgearbeitet. Dazu beginnt am Dienstag (11.00 Uhr MESZ) eine erste Anhörung. Im Mittelpunkt stehen Tausende Dokumente und WhatsApp-Nachrichten von Beamten, Kabinettsmitgliedern und medizinischen Beratern. Unter dem Vorsitz der ehemaligen Richterin Heather Hallett werden auch Zeugen befragt.
Im Fokus dürfte das Handeln des damaligen Premierministers Boris Johnson stehen. Spekuliert wird aber, dass der amtierende Regierungschef Rishi Sunak, damals Finanzminister, sowie weitere Kabinettsmitglieder befürchten, sie könnten durch die Veröffentlichung von Nachrichten in schlechtem Licht erscheinen. Sunaks Regierung hatte sich geweigert, die Korrespondenz des Ex-Premiers mit Regierungsmitarbeitern und Kabinettskollegen unzensiert auszuhändigen. Johnson wollte dem Untersuchungskomitee die Nachrichten daraufhin direkt übergeben.
Johnsons Regierung war für ihre langsame Reaktion scharf kritisiert worden. Sie hatte erst am 23. März 2020 einen Lockdown angekündigt. Mit rund 200 000 Todesfällen, bei denen Covid-19 auf dem Totenschein vermerkt ist, gehört Großbritannien zu den am schwersten von der Pandemie getroffenen Ländern in Europa.
Die "Covid-19 Inquiry" hatte bereits vor längerem ihre Arbeit aufgenommen. Bisher ging es aber vor allem um Abläufe und andere Fragen.