Und weiter geht’s: Die Folgen des Zusammenbruchs der zweitgrößten Kryptobörse der Welt FTX ziehen immer weitere Kreise – und immer mehr Unternehmen mit in den Abgrund. Nun hat es mit BlockFi wohl einen US-amerikanischen Krypto-Finanzierer getroffen. Dieser hatte nach dem FTX-Kollaps zunächst die Auszahlungen eingestellt, nun hat das Unternehmen mehreren Medienberichten zufolge Insolvenz angemeldet. So sei eine signifikante Geldsumme im Zuge der FTX-Insolvenz verlorengegangen, Klarheit über die Höhe dieser Gelder herrscht indes noch nicht. Was hingegen klar ist: Bereits geraume Zeit vor der Pleite der ehemals von Sam Bankman-Fried geführten Kryptobörse war BlockFi bereits in finanzielle Bedrängnis geraten, worauf kein Geringerer als Bankman-Fried selbst dem Unternehmen einen Kredit in Höhe von $400 Millionen anbot. Nun sind beide Parteien zahlungsunfähig.
BlockFi will im Zuge des Insolvenz-Verfahrens nun das „Geschäft stabilisieren“ und dem „Unternehmen die Möglichkeit geben, eine umfassende Restrukturierungstransaktion abzuschließen, die den Wert für alle Kunden und andere Stakeholder maximiert“. Nach eigenen Angaben verfügt BlockFi derzeit über Barmittel in Höhe von $256.9 Millionen. Wenngleich die BlockFi-Insolvenz für die Betroffenen natürlich ein harter Schlag ist, bereitet der Krypto-Community im Allgemeinen derzeit die potenzielle Pleite eines anderen Krypto-Lending Unternehmens deutlich größere Sorgen.
Das Unternehmensgeflecht der Digital Currency Group
Hierbei handelt es sich mit Genesis Global um einen der ältesten und entsprechend auch bekanntesten Krypto-Broker. Dieser bietet professionellen Anlegern digitale Vermögenswerte sowie Verwahrungs- und Handelsleistungen an. Darüber hinaus konnte sich das Unternehmen über die vergangenen Jahre hinweg zu einem der weltweit größten Krypto-Kreditgeber mausern. Jedenfalls ließ Genesis Mitte November verlauten, dass man rund $175 Millionen auf FTX geparkt habe, kurz drauf wurden auch hier alle Kundenabhebungen gestoppt. Genesis ist Teil des Unternehmensgeflechts rund um die Digital Currency Group (DCG). Und hier wird es jetzt besonders interessant: Einem Bloomberg-Bericht zufolge hat Genesis rund $2.8 Milliarden offene Forderungen gegenüber der DCG und Drittunternehmen. Aus einem von DCG-CEO Barry Silbert verfassten Investorenbrief geht diesbezüglich hervor, dass $575 Millionen dieser $2.8 Milliarden der DCG zuzurechnen sind, zudem existiere ein Schuldschein in Höhe von $1.1 Milliarden.
Steht jetzt auch Grayscale vor dem Kollaps?
Nun wird innerhalb der Krypto-Community befürchtet, dass der „Flächenbrand“ auch auf ein weiteres DCG-Tochterunternehmen übergreifen könnte: den weltweit größten Krypto-Fonds Grayscale. Eigenen Angaben zufolge verfügt Grayscale über einen Krypto-Bestand in Höhe von rund 635 000 Bitcoin und in etwa drei Millionen Ether. Insgesamt entspricht dies – bei den aktuellen Kursen – knapp $13.5 Milliarden. Sollte nun Grayscale im Zuge der Causa Genesis-DCG auch in Schieflage geraten, könnte dies dazu führen, dass der Fonds seinen Krypto-Bestand – zumindest teilweise – liquidieren muss. Und dies hätte wohl verheerende Folgen für den Markt. Auch wurde innerhalb der Krypto-Szene eifrig diskutiert, ob Grayscale diese Krypto-Bestände in der Realität überhaupt besitze. Hier konnte Grayscale bereits zumindest für etwas „Entwarnung“ sorgen, wurde doch kommuniziert, dass die Bestände von der Kryptohandelsplattform Coinbase (NASDAQ:COIN) sicher verwahrt würden. Coinbase bestätigte diese Aussage bereits. Einen faden Beigeschmack hat die Geschichte dennoch, weigerte sich Grayscale doch – aus Sicherheitsgründen – die Adressen offenzulegen, denen die Bestände zuzuordnen sind. Entsprechend herrscht auch hier weiterhin keine wirkliche Transparenz und die Kunden müssen auf die Aussagen der beteiligten Unternehmen vertrauen. Wie das Beispiel FTX zeigt – auch die gescheiterte Krypto-Börse hatte bis zum Schluss kommuniziert, dass die Assets der Kunden sicher seien – sollten Anleger aber ihre Risiken unbedingt selber ausloten und sich nicht zu sehr auf Unternehmensaussagen verlassen. Denn morgen könnte die Geschichte schon wieder ganz anders aussehen.
Gläubiger wollen Genesis retten
Es gibt aber durchaus auch Gründe, zuversichtlich in die Zukunft zu blicken: So hat sich Genesis Global jüngst – einem Bericht der New York Times zufolge – die US-amerikanische Investmentbank Moelis & Company ins Boot geholt und dieser den Auftrag erteilt, die verschiedenen Möglichkeiten zur Lösung der vorherrschenden Probleme abzuwägen. Zudem wurde just heute bekannt, dass die Gläubiger von Genesis Global sich mit Umstrukturierungsanwälten zusammengetan haben, um das Unternehmen vor der Pleite zu bewahren. Hierbei greifen die Gläubiger auf die Dienste der bekannten Kanzleien Proskauer Rose und Kirkland & Ellis zurück.
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